Sanktionen gegen die Türkei: Toleranz hat versagt
Die Bundesregierung hat sich auf wirtschaftliche Sanktionen gegen den türkischen Recep Tayyip Erdogan verständigt. Das ist gut und richtig - meint AZ-Politik-Vizechef Clemens Hagen. Doch sie werden die Falschen treffen.
Wie soll man mit einem von sich selbst berauschten offkundig Größenwahnsinnigen umgehen? Vor dieser Frage stand und steht die Bundesregierung nach den letzten Provokationen des Potentaten. Dass man sich auf wirtschaftliche Sanktionen gegen das unter Erdogans Knute stehende Land verständigt hat, ist einerseits gut und richtig.
Langmütiges Tolerieren finsterster Menschenrechtsverletzungen – von den Nazi-Vergleichen gar nicht zu reden – hat als Strategie versagt. Dass der Pascha in seinem 1100-Zimmer-Palast in Ankara unter der verschärften Reisewarnung des Außenministeriums leiden wird, ist nicht zu erwarten.
Treffen werden die Sanktionen wie immer die kleinen Leute: den Taxifahrer in Trabzon oder den Basarverkäufer in Bursa. Es ist traurig zu sehen, dass sich ein kürzlich noch so prowestlich erscheinendes Land vor den Augen der staunenden Welt in eine Diktatur verwandelt.
Erdogan führt sein Volk dabei nicht nur in die Armut, sondern auch noch schnurstracks in die Isolation. Mit dem Westen hat er es sich verscherzt (zumindest auf absehbare Zeit). In der arabischen Welt mochten sie die Osmanen noch nie. Als potenzieller Partner bliebe nur Putin.
Aber wer im Geschichtsbuch nachschlägt, erfährt schnell, dass Russland und die Türkei insgesamt zehn Kriege gegeneinander geführt haben. Harmonie klingt anders.