Russland will nicht Tiflis angreifen
Es ist auch ein Krieg der Informationen: Während die georgische Seite behauptet, Russland wolle das Land «völlig erobern und zerstören», kommt aus Moskau eine Entwarnung - zumindest für Tiflis.
Russland will nach eigenen Angaben mit seinem Krieg im Südkaukasus nicht die georgische Hauptstadt Tiflis einnehmen. «Pläne, nach Tiflis vorzudringen, hatten wir nie und haben wir nicht», sagte am Montag ein Vertreter des Moskauer Verteidigungsministeriums nach Angaben der Agentur Interfax.
Behauptungen des georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili, die russischen Bodentruppen seien auf dem Weg in die Millionenstadt, zeugten «offensichtlich einfach von der Panik» der georgischen Führung. Saakaschwili räumte am Abend ein, Tiflis sei nicht akut bedroht. Zuvor hatte er noch den Russen unterstellt, Georgien einnehmen zu wollen. Mit den Worten «Dies ist ein Versuch, Georgien völlig zu erobern und zu zerstören» wurde er von georgischen Medien zitiert. Zudem berichtete er, dass durch den russischen Vormarsch Georgien zweigeteilt sei. Die internationale Staatengemeinschaft müsse helfen.
Pufferzone für umstrittene Gebiete?
Der Ministeriumssprecher in Moskau sagte, die russische Armee dringe nur bis zu Stellungen vor, um weitere Angriffe auf die von Georgien abtrünnige Region Südossetien zu verhindern. Beobachter vermuten, dass Russland eine Pufferzone um das prorussische Südossetien errichten will.
Die russischen Streitkräfte hatten zuvor erklärt, Moskau hege keinerlei Absicht, mit seinen Truppen weiter nach Georgien vorzurücken. Der Kommandeur der russischen Truppen in Abchasien, General Sergej Tschaban, hatte die georgischen Streitkräfte aber zuletzt aufgefordert, die Waffen niederzulegen, da sonst ein Einmarsch nach Georgien drohe. Angesichts der dramatischen Entwicklung rief Georgien den Sicherheitsrat um Hilfe an. Das höchste UN-Gremium sollte noch am späten Montagabend in New York zu einer neuerlichen Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Nach jüngsten Angaben des russischen Außenministeriums kamen in Südossetien bislang 1600 Menschen ums Leben. Georgien geht von deutlich weniger Opfern aus. Nach Angaben Saakaschwilis sind zehntausende Georgier auf der Flucht. Auch etwa 30 000 Südosseten sollen ihre Heimat verlassen haben. (nz/dpa/AP)
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