Russland-Verwicklungen: Trump Jr. im Zwielicht

Die von Präsidentensohn Donald Trump Jr. veröffentlichten E-Mails beweisen nicht, dass es Absprachen zwischen dem Wahlkampfteam seines Vaters und dem Kreml gegeben hat. Sie deuten aber daraufhin, dass Hilfe aus Russland durchaus willkommen war.
| dpa
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Donald Trump Jr.
Carolyn Kaster/AP/dpa Donald Trump Jr.

Die von Präsidentensohn Donald Trump Jr. veröffentlichten E-Mails beweisen nicht, dass es Absprachen zwischen dem Wahlkampfteam seines Vaters und dem Kreml gegeben hat. Sie deuten aber daraufhin, dass Hilfe aus Russland durchaus willkommen war.

Washington - Die Affäre um mögliche Absprachen zwischen Russland und dem Wahlkampfteam von Donald Trump hat den innersten Zirkel des US-Präsidenten erreicht. Sein ältester Sohn Donald Junior gab unter Druck zu, sich im Wahlkampf 2016 mit einer russischen Anwältin getroffen zu haben - von der er sich heikle Informationen über die damalige Gegenkandidatin seines Vaters, die Demokratin Hillary Clinton, versprach.

An der Begegnung sollen auch Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner sowie sein damaliger Wahlkampfchef Paul Manafort teilgenommen haben. Trump Jr. spielte das Treffen am Dienstagabend (Ortszeit) im Sender Fox News herunter.

Konkret veröffentlichte Trumps Sohn via Twitter einen E-Mail-Wechsel zwischen ihm und dem Publizisten Rob Goldstone, der das Treffen mit der Anwältin im Trump Tower in New York einfädelte. Trump Jr. antwortete auf das Angebot, "offensichtlich hochrangige und sensible Informationen" über Clinton zu erhalten: "Es sieht so aus, als ob wir Zeit hätten, und wenn es das ist, was Du sagst, liebe ich es."

In einem Interview mit Fox News bezeichnete der 39-Jährige sein Vorgehen als "Recherche über die Opposition". Das Treffen sei aber mehr als harmlos gewesen: "Es waren im wahrsten Sinne des Wortes vergeudete 20 Minuten, die eine Schande waren." Trump selbst lobte seinen Sohn für die Offenheit, mit der er seine E-Mail-Konversation publik gemacht habe. Er twitterte: "Er ist ein großartiger Mensch, der unser Land liebt!"

Der "New York Times", die den Fall ins Rollen gebracht hatte, lag nach eigenen Angaben der E-Mail-Wechsel vor. Sie hatte Trump Jr. vor dessen Veröffentlichung um eine Stellungnahme gebeten.

Mit der Offensive wollte sich Trump Jr. selbst entlasten, hat stattdessen aber weitere Fragen aufgeworfen. Die Veröffentlichung liefert zwar noch keinen Beweis dafür, dass es Geheimabsprachen zwischen Trumps Lager und Russland gegeben hat. Brisant an der Entwicklung sei aber, dass er wie auch seine Begleiter Kushner und Manafort mit dem Treffen gegen geltendes Recht in der Wahlkampf-Finanzierung verstoßen haben könnten, schreibt die "New York Times".

Das Blatt verweist auf ein Gesetz, das es verbietet, im Wahlkampf Nichtamerikaner um "Dinge von Wert" zu bitten. Auch der ehemalige Ethikbeauftragte in der Regierung von Präsident George W. Bush, Richard Painter, verweist im "Wall Street Journal" darauf, dass es illegal sei, Geld oder Dienstleistungen aus dem Ausland anzunehmen.

Die von der russischen Anwältin versprochenen Dokumente über Clinton könnten daher als illegale Wahlkampfunterstützung betrachtet werden, schreibt die "New York Times". Darüber hinaus könne die Aussage "Ich liebe es" und das Erscheinen von Trump Jr. bei dem Treffen als Signal gewertet werden, dass weitere Hilfe erwünscht sei. Damit wiederum könnten Trump Jr. und andere letztlich für die folgenden Manipulationen der US-Wahl durch Russland verantwortlich gemacht werden.

US-Geheimdienste beschuldigen Moskau, hinter Attacken auf E-Mail-Konten der Demokraten zu stehen. Sie werfen dem Kreml vor, sich auf diese Weise in den Wahlkampf eingemischt zu haben, um Trump zu helfen und seiner Konkurrentin Clinton zu schaden. Ein Sonderermittler und mehrere Kongressausschüsse untersuchen, ob es dabei Absprachen mit Trumps Wahlkampflager gab.

Der Vorwurf unerlaubter Verhandlungen von Trump Jr. als Privatperson mit ausländischen Regierungen wiederum käme nur dann in Betracht, wenn der Anwältin nachzuweisen wäre, im Auftrag des Kremls gehandelt zu haben. Das bestreitet die Frau. Moskau erklärte, die Anwältin nicht zu kennen.

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