Russisches Militär: Verstöße gegen Waffenruhe

Seit Montag gilt im Bürgerkriegsland Syrien eine Waffenruhe, doch die humanitäre Hilfe kommt nicht voran. Die USA deuten an, dass der Geduldsfaden nicht unbegrenzt dehnbar ist. Nach Angaben des russischen Militärs haben Verstöße gegen die geltende Waffenruhe stark zugenommen.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Trotz Waffenruhe nimmt die Gewalt in Syrien kein Ende.
dpa Trotz Waffenruhe nimmt die Gewalt in Syrien kein Ende.

Seit Montag gilt im Bürgerkriegsland Syrien eine Waffenruhe, doch die humanitäre Hilfe kommt nicht voran. Die USA deuten an, dass der Geduldsfaden nicht unbegrenzt dehnbar ist. Nach Angaben des russischen Militärs haben Verstöße gegen die geltende Waffenruhe stark zugenommen.

Damaskus/Moskau - In Syrien haben nach Angaben des russischen Militärs Verstöße gegen die geltende Waffenruhe stark zugenommen. In der Stadt Aleppo und in der Provinz Hama nutzten Rebellengruppen die Feuerpause, um sich umzugruppieren, sagte der russische General Wladimir Sawtschenko der Agentur Interfax zufolge. Er warf den USA vor, ihren Einfluss auf Milizen der gemäßigten Opposition nicht geltend zu machen.

Die seit Montag geltende Waffenruhe soll eigentlich Hilfslieferungen für die Bevölkerung ermöglichen, was bislang an Sicherheitsfragen gescheitert ist. Rund 40 Lastwagen mit Hilfsgütern stehen seit Tagen an der Grenze zur Türkei bereit, haben aber bislang vom Regime kein grünes Licht bekommen.

Die USA sind deshalb ungeduldig. "Wir sehen die Gewalt nach unten gehen, aber wir sind nicht zufrieden. Der Zugang zu humanitärer Hilfe ist nicht gegeben", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, John Kirby. Er drohte, die USA könnten eine vereinbarte gemeinsame Koordinierungsstelle mit Russland zur Abstimmung von Militäraktionen platzen lassen, sollte sich die Situation bis kommenden Montag nicht bessern.

Den bisher stärksten Verstoß gegen die seit Montag geltenden Feuerpause haben sich Regierungstruppen und islamistische Rebellen im Osten der Hauptstadt Damaskus. Armee und Rebellen hätten sich in der Region um den Ort Dschubar gegenseitig mit Granaten beschossen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mit.

Gegenseitige Beschuldigungen der Kontrahenten

Die Kontrahenten gaben sich gegenseitig die Schuld für den Bruch der Waffenruhe. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, "Terrorgruppen" hätten einen Angriff gestartet und Granaten auf benachbarte Gebiete gefeuert. Drei Menschen seien verletzt worden. Auch Russland erklärte, die syrische Armee habe die Straße nach Aleppo freigeben wollen, habe aber nach Beschuss von Rebellen zurückkehren müssen.

Oppositionelle Medien berichteten hingegen, die syrische Armee und verbündete Milizen seien für den Bruch der Waffenruhe verantwortlich. Die islamistische Rebellengruppe Failak al-Rahman verbreitete über Twitter, sie habe einen Angriff des Regimes abgewehrt. Die Beobachtungsstelle erklärten, das Regime habe am Freitagmorgen mehr als 20 Granaten und Raketen auf Dschubar abgefeuert.

Zu Gewalt kam es auch in der nordsyrischen Stadt Aleppo und in der Provinz Idlib. Dort starben in der Stadt Chan Scheichun bei Luftangriffen nach Angaben der Beobachtungsstelle ein Mann und zwei Kinder. Es seien die ersten Zivilisten gewesen, die seit Beginn der Waffenruhe durch Luftangriffe getötet wurden.

Lesen Sie hier: Demo in München: 20.000 gegen Ceta und TTIP

Trotz einiger Rückschläge hält die Feuerpause nach Einschätzung Russlands. Moskau sei bereit, seinen Einfluss auf Syriens Regierung zu nutzen, um eine völlige Umsetzung des Waffenstillstands zu erreichen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Russland hoffe, dass die USA ihrerseits bereit seien, sich bei den Rebellen einzusetzen.

Nach UN-Angaben sind mehr als 600 000 Zivilisten in Syrien von der Außenwelt abgeschnitten und grauenhaften Bedingungen ausgesetzt. Die meisten Gebiete werden von der Regierung belagert. Besonders dramatisch ist die Lage in den Rebellengebieten der Stadt Aleppo in Nordsyrien. Dort sind bis zu 300 000 Menschen eingeschlossen.

Angriffe auf Terrorgruppen sind von der Waffenruhe ausgenommen

Ausgenommen von der Feuerpause sind Angriffe auf Terrorgruppen wie der Islamische Staat (IS) und die radikale Miliz Fatah-al-Scham-Front (früher: Al-Nusra-Front). Allerdings haben sich die USA als Unterstützer der Opposition und Russland als Verbündeter der syrischen Regierung noch nicht darauf geeinigt, welche Rebellen als Terrorgruppen gelten.

Den USA ist unterdessen ein weiterer Schlag gegen die Führungsspitze des Islamischen Staates gelungen. IS-Informationsminister Wa'il Adil Hasan Salman al-Fayad sei bei einem Luftangriff der Anti-IS-Koalition ums Leben gekommen, teilte das Pentagon in Washington mit.

Spezialkräfte der USA unterstützen künftig die türkische Militäroffensive gegen den IS im Norden Syriens. Ein Sprecher des Pentagons bestätigte am Freitag, dass man damit einer Bitte aus Ankara nachkomme. Die Soldaten seien bereits verlegt worden. Sie sollen demnach türkische Einheiten und moderate syrische Rebellengruppen dabei unterstützen, die Grenzregion vom IS zu befreien.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.