Russisches Gas für Europa: Ukraine reduziert Transit kriegsbedingt

Trotz des seit Wochen andauernden Angriffskriegs transportiert die Ukraine bisher weiter in hohem Umfang russisches Gas in Richtung Westen. Nun aber stellt sie den Transit teilweise ein.
AZ/dpa |
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Gasspeicher und Transitpunkt in Bojarka: Die Ukraine bereitet nach Daten des Netzbetreibers OGTSU einen für Mittwoch angekündigten Transit-Stopp für russisches Gas durch die Region Luhansk im Osten vor.(Archivbild)
Gasspeicher und Transitpunkt in Bojarka: Die Ukraine bereitet nach Daten des Netzbetreibers OGTSU einen für Mittwoch angekündigten Transit-Stopp für russisches Gas durch die Region Luhansk im Osten vor.(Archivbild) © Sergei Chuzavkov/AP/dpa

Kiew - Die Ukraine hat mit Verweis auf die russische Besatzung einen Teil des Gas-Transits in Richtung Europa gestoppt. Die Folgen für die Versorgung in Europa und Deutschland waren zunächst unklar.

Deutsche Versorgung offensichtlich noch stabil 

Nach Darstellung das Bundeswirtschaftsministeriums drohen Deutschland derzeit aber keine Engpässe. "Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell weiter gewährleistet", sagte eine Sprecherin am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Der russische Staatskonzern Gazprom bestätigte am Vormittag, dass am Mittwoch nur 72 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ukraine in Richtung Westen fließen sollen. Am Vortag habe das Auftragsvolumen noch bei 95,8 Millionen Kubikmetern gelegen.

Begründung aus Kiew: Betrieb kann kriegsbedingt nicht mehr kontrolliert werden

Wie aus Daten des ukrainischen Netzbetreibers OGTSU hervorging, wurden für die Station Sochraniwka im östlichen Gebiet Luhansk für Mittwoch keine Aufträge mehr angenommen. Der Betrieb könne dort kriegsbedingt nicht mehr kontrolliert werden, hieß es zur Begründung in Kiew.

Die wichtigsten Gas-Pipelines von Russland nach Europa.
Die wichtigsten Gas-Pipelines von Russland nach Europa. © dpa-Infografik

Die Ukrainer deuteten an, dass Russen den Betrieb von Sochraniwka sowie den der Verdichterstation Nowopskow zuletzt gestört hätten. Der Betreiber berief sich beim Teilstopp des Transits durch die Sojus-Pipeline auf einen Fall "höherer Gewalt".

Russlands Energieriese Gazprom hielt dagegen, man habe "keinerlei Bestätigungen über Umstände höherer Gewalt" erhalten. Die Ukrainer hätten in den vergangenen Wochen ganz "ungestört" in Sochraniwka gearbeitet.

Die nun wegfallenden Lieferungen stattdessen direkt an den Punkt Sudscha, der auf russischem Gebiet in Grenznähe zur Ukraine liegt, durchzuleiten, sei technisch nicht möglich, hieß es am Dienstagabend aus dem Moskauer Konzern. Ob eine Kompensierung über andere Routen möglich ist, wurde zunächst offen gelassen.

Schwere Gefechte vor allem in der Ostukraine

Gazprom betonte erneut, alle seine Verpflichtungen gegenüber europäischen Kunden zu erfüllen. Russland hat vor zweieinhalb Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine begonnen. Besonders in der Ostukraine gibt es schwere Kämpfe.

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Am Dienstag erklärte das russische Militär dann, gemeinsam mit prorussischen Separatisten bis an die Verwaltungsgrenzen des Gebiets Luhansk vorgedrungen zu sein.

Ukrainischen Angaben zufolge können nun bis zu 32,6 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag wegfallen - das sei fast ein Drittel der täglich über die Ukraine nach Europa transportierbaren Höchstmenge, hieß es. Diese liegt bei 109 Millionen Kubikmetern pro Tag.

Bundeswirtschaftsministerium: "Wir beobachten die Lage genau"

Die Ukraine bezieht aus dem Transit des russischen Gases wichtige Durchleitungsgebühren. Die Hauptroute für russisches Gas nach Europa ist allerdings die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Im Bundeswirtschaftsministerium hieß es weiter, "wir beobachten die Lage genau".

Erwartet wurde ein Lagebericht der Bundesnetzagentur. Der Vorstand des Branchenverbandes Zukunft Gas, Timm Kehler, sagte auf Anfrage: "Wir haben die Ankündigung der ukrainischen Seite und die Antwort von Gazprom zur Kenntnis genommen."

Speicher müssen für den kommenden Winter aufgefüllt werden

Jetzt müsse erst einmal beobachtet werden, "wie sich die Lastflüsse wirklich entwickeln. Erst dann können wir mögliche Auswirkungen abschätzen". In der nun anstehenden wärmeren Jahreszeit wird Deutschland weniger Gas verbrauchen.

Erdgas-Verdichterstation in Waidhaus: Nach der Verringerung der russischen Gas-Transitmengen durch die Ukraine in Richtung Europa sehen die Behörden in Deutschland derzeit keine größeren Auswirkungen für die Versorgung. (Archivbild)
Erdgas-Verdichterstation in Waidhaus: Nach der Verringerung der russischen Gas-Transitmengen durch die Ukraine in Richtung Europa sehen die Behörden in Deutschland derzeit keine größeren Auswirkungen für die Versorgung. (Archivbild) © dpa

Allerdings müssen die Speicher für den kommenden Winter aufgefüllt werden. Ein neues Gesetz sieht Mindestfüllmengen zu bestimmten Stichtagen vor: Am 1. Oktober eines Jahres 80 Prozent, am 1. November 90 Prozent und am 1. Februar 40 Prozent.

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5 Kommentare
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  • eule75 am 11.05.2022 20:24 Uhr / Bewertung:

    Interessante, aufschlußreiche Vorgehensweise der Ukraine.

  • Andi K. am 11.05.2022 19:43 Uhr / Bewertung:

    Ukraine reduziert ... nur solange, bis neue Milliardenzahlungen und weitere Waffen eintreffen?

  • giesing_muc am 11.05.2022 17:28 Uhr / Bewertung:

    Vor kurzem wollte die Ukraine, dass wir Öl und Gas nicht mehr aus Russland importieren.

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