Kommentar

Renten-Debatte: Ein Versäumnis aller

Der Berlin-Korrespondent Christian Grimm über die Renten-Debatte.
von  Christian Grimm

Bei der Rente mit 63 Jahren ist das passiert, wovor die Experten gewarnt haben. Deutlich mehr Beschäftigte als erwartet nehmen die Abkürzung. Persönlich sei das jedem gegönnt, das Problem ist ein gesellschaftliches.

Pflegenotstand, Fachkräftemangel, sinkender Lebensstandart

Spätestens in diesen Tagen wird wegen der wuchtigen Krankheitswelle allen bewusst, wie groß der Personalnotstand in sämtlichen Wirtschaftszweigen bereits heute ist. Die lange Suche nach Handwerkern, der frühe Küchenschluss im Restaurant, überlastete Krankenhäuser - das wird die neue Realität der alt gewordenen Republik, der überall die Arbeitskräfte fehlen. Die Rente mit 63 trägt dazu bei, den Mangel zu verstärken. Deshalb ist es richtig, dass der SPD-Kanzler Scholz das eigene Prestigeprojekt in Frage gestellt hat. Der Wirbel, den er damit im eigenen Lager verursachte, ist allerdings nur ein Vorgeschmack für die eigentliche Debatte.

Demografischer Wandel macht sich schmerzlich bemerkbar

Wenn Deutschland pro Jahr nicht 300.000 bis 400.000 engagierte Zuwanderer holt - worauf nichts hindeutet -, kommt das Land um die Rente mit 70 Jahren nicht herum. Ansonsten sinkt die Lebensqualität, es steigen die Beiträge und staatlichen Zuschüsse zur Rentenkasse auf ein untragbares Niveau und das Wirtschaftswachstum lahmt. Oder die Rentner müssen mit Renten auskommen, die zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig sind.

Der seit 20 Jahren beschriebene demografische Wandel fängt gerade erst an wehzutun. Doch die Zeit wurde nicht genutzt. Das ist das Versäumnis aller Parteien, der Behörden und der Unternehmen.

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