Recht des Stärkeren
Griechenland ist also korrupt. Schlimmer als Sambia oder Chile. Das soll uns noch überraschen? Bevor jetzt aber wieder alle ins beliebte Griechen-Klatschen einfallen: Es gibt ein paar Dinge zu bedenken.
Der Korruptionsindex stellt den Krisenländern ein verheerendes Zeugnis aus nach der Regel: Je ärmer, desto korrupter. Das ist nicht weiter überraschend. Man muss sich schon fragen, beispielsweise: An welchen Staat soll sich eine somalische Mutter halten, wenn ihr Kind krank ist? Soll es behandelt werden, muss sie den Arzt schmieren. Sofern sie einen findet. Einen Staat Somalia gibt es nicht, geschweige denn eine staatliche Gesundheitsfürsorge. In Griechenland gibt es noch einen Staat und auch noch Ärzte. Immer weniger allerdings, weil immer weniger Mediziner von 1000 Euro existieren können. Gegen mangelndes Angebot hilft Bakschisch. Der Kranke zahlt – wer will es ihm verdenken?
Korruption ist eine Geißel der Menschheit. Sie verhindert ehrliche Investitionen, sie raubt den Ländern die Möglichkeit, zu gesunden. Sie ist das Recht des Stärkeren. Nur, wer es sich leisten kann, bekommt alles, eine Baugenehmigung, eine Operation, einen Pass.
Gegen diese Gesetze des Dschungels braucht es funktionierende Staaten, deren Gesetze wehrhaft die Schwachen schützen. Deshalb ist es ein Gebot für Europa, Griechenland zu helfen – gerade und erst recht nach den schlechten Nachrichten.