Razzien gegen rechtsextremes "Werwolf-Kommando"

Terror nach Vorbild der "Werwolf"-Taktik der Nazis? Nach längeren Ermittlungen hat die Bundesanwaltschaft Räume von sechs Neonazis durchsuchen lassen.
dpa |
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Terror nach Vorbild der "Werwolf"-Taktik der Nazis? Nach längeren Ermittlungen hat die Bundesanwaltschaft Räume von sechs Neonazis durchsuchen lassen. Festnahmen gab es aber nicht.

Karlsruhe - Die Bundesanwaltschaft ließ die Wohnungen, Geschäftsräume und zwei Gefängniszellen von sechs Männern untersuchen. In Deutschland waren die Umgebung von Hamburg, die Region Hannover und Mecklenburg-Vorpommern betroffen. Die Razzien in Gefängniszellen erfolgten in der Schweiz. Festgenommen wurde nach Angaben der obersten Anklagebehörde niemand.

Ziel der rechtsextremistischen Vereinigung sei es gewesen, das "politische System der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen", so die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Es bestehe der Verdacht, dass die Männer zu diesem Zweck terroristische Gewalttaten verüben wollten - offenbar nach dem Vorbild der so sogenannten "Werwolf"-Guerilla der Nazis im Zweiten Weltkrieg. Dabei sollte hinter den feindlichen Linien eine Guerilla-Krieg geführt werden.

Konkrete Anschlagspläne gab es nach Wissen der Behörde aber nicht. Mangels dringenden Tatverdachts wurde niemand festgenommen. Bei den Razzien wurden schriftliche Unterlagen und Computer sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden. Den Razzien waren monatelange verdeckte Ermittlungen vorausgegangen. Sie gestalteten sich schwierig, weil die Verdächtigen bereits ein elektronisches Verschlüsselungsprogramm entwickelt hatten, "um konspirativ kommunizieren zu können", so die Bundesanwaltschaft.

Nach Informationen von "Spiegel Online" gelten der Behörde die bereits inhaftierten beiden Schweizer Rechtsextremisten als Führungsfiguren. Einer der beiden, der 25-jährige Sebastian N. war im vergangenen Jahr nach knapp 48-stündiger Flucht in Hamburg festgenommen worden - kurz nachdem er im Mai 2012 in Zürich einen jungen Mann niedergeschossen haben soll. Er wurde später an die Schweizer Justiz ausgeliefert.

Wie "Spiegel Online" weiter berichtet, wurde am Mittwoch unter anderem die Gefängniszelle von Sebastian N. und die seines 54-jährigen Gesinnungsgenossen Robert S. durchsucht. Die Hauptbeschuldigten werden demnach vor allem durch Zeugenaussagen belastet. Die Bundesanwaltschaft wollte den Bericht nicht bestätigen oder kommentieren. Das Schweizer Bundesamt für Justiz bestätigte am Mittwoch lediglich, dass die Staatsanwaltschaft Zürich "Hausdurchsuchungen und Einvernahmen" vornehmen ließ.

In Deutschland waren unter der Leitung der Bundesanwaltschaft rund 50 Polizeibeamte des Bundeskriminalamts und der beteiligten Landeskriminalämter im Einsatz. Mit der Aktion sollten Beweise für mögliche Anschlagspläne und Vorbereitungen gefunden werden. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen führt das Bundeskriminalamt in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Hamburg.

Die historische Organisation "Werwolf" war im November 1944 von SS-Führer Heinrich Himmler ins Leben gerufen worden. "Entschlossene Männer und Frauen" sollten hinter den Linien des Feindes einen Guerillakrieg führen. Zahlreiche Morde an "Volksverrätern" gingen auf das Konto der "Werwölfe" und ähnlicher Organisationen. Auch eine unbekannte Zahl alliierter Soldaten starb durch ihre Hand. Wie viele Aktionen es insgesamt waren, liegt allerdings ebenso im Dunkeln wie die Zahl der damaligen "Werwolf"-Mitglieder.

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