Putin: „Das wird die Türkei noch bereuen“

Wladimir Putin droht dem Land massiv: „Wer glaubt, dass es bei Wirtschaftssanktionen bleibt, der irrt sich gewaltig“. Davutoglu kontert umgehend: „Niemand schenkt den Lügen Beachtung“
wot |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Auch der türkische Premierminister Ahmet Davutoglu...
2 Auch der türkische Premierminister Ahmet Davutoglu...
...und Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan blasen verbal zum Angriff.
2 ...und Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan blasen verbal zum Angriff.

Der verbale Streit zwischen Kremlchef Wladimir Putin und den türkischen Staatsmännern Ahmet Davutoglu und Recep Tayyip Erdogan eskaliert. Nach dem Abschuss eines russischen Kampfbombers durch die Türkei kündigt der russische Präsident weitere Maßnahmen an: „Ein Verrat ist immer eine Schmach. Wir wissen ganz genau, wer unseren Flieger abgeschossen hat“, sagt Putin bei seiner traditionellen Rede zur Lage der Nation vor 1000 Amts- und Würdenträgern im Kreml. „Wer glaubt, dass es bei Wirtschaftssanktionen bleibt, der irrt sich gewaltig.“

Die Türkei werde den Abschuss im syrischen Grenzgebiet noch bereuen, betont Putin. Er sei bereit gewesen, über die sensibelsten Fragen mit der türkischen Regierung zu sprechen. Doch: „Allah selbst hat beschlossen, die regierende Clique in der Türkei zu bestrafen – und hat sie um den Verstand gebracht“, meint der russische Präsident. Wie genau seine Reaktion aussehen werde, ließ Putin in seiner Rede offen.

Für seine Anschuldigung, die Türkei betreibe Ölhandel mit den Terroristen des Islamischen Staates, habe er Beweise: „Wir wissen, wer jetzt in der Türkei den Terroristen hilft, sich zu bereichern, indem das gestohlene Erdöl verkauft wird.“ Das türkische Volk sei fleißig, aber das „Regime“ in Ankara sei verräterisch. Der 63-Jährige spielt damit auf die von Moskau erhobenen Vorwürfe an, der türkische Recep Tayyip Erdogan selbst sei in Ölgeschäfte mit dem IS verstrickt. Es dürfe kein „verbrecherisches Business mit den Verbrechern“ geben, betont der Kremlchef.

Satellitenaufnahmen sollen die Ölgeschäfte mit dem IS beweisen

Laut dem russischen Vize-Generalstabschef Sergej Rudskoi hat Russland mithilfe von Satellitenbildern die drei wichtigsten Schmuggelrouten für IS-Öl in die Türkei ermittelt. An der Grenze würden Tanklaster unkontrolliert von türkischen Behörden in das Land gelassen, behauptet er. Aber weder die Echtheit der Fotos noch ihre Beweiskraft sind bisher von anderer Seite analysiert worden.

Die Reaktionen aus Ankara auf die Anschuldigungen Moskaus lassen nicht lange auf sich warten: Niemand schenke den Lügen der sowjetischen Propagandamaschinerie Beachtung, erklärt Ministerpräsident Ahmet Davutoglu nur wenige Minute nach Putins Rede. „Die sowjetischen Charaktereigenschaften Russlands, die von den Sowjets übrig geblieben sind und von denen wir dachten, sie hätten sie in den letzten 20 bis 25 Jahren nach dem Kalten Krieg vergessen, kommen nach und nach ans Tageslicht“, so der 56-Jährige.

Prompt reagiert auch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Der 61-Jährige weist Putins Vorwurf zurück, er sei persönlich in Geschäfte mit der Terrormiliz IS verwickelt. „Meine Familie mit hineinzuziehen, ist eine nicht sehr moralische Seite dieser Angelegenheit“, betont er.

Dass das eisige Klima zwischen den Ländern rasch auftaut, gilt als unwahrscheinlich. Zumal der russische Energieminister Alexander Novak angekündigt hat, Russland werde den Bau der Pipeline „Turkstream“ stoppen. Durch die geplante Leitung vom russischen Küstenort Anapa sollen jedes Jahr bis zu 63 Milliarden Kubikmeter Gas strömen. Sie soll durch das Schwarze Meer bis nach Griechenland führen. Außer Griechenland und der Türkei haben auch Ungarn, Mazedonien und Serbien Interesse an einem Anschluss an die Pipeline bekundet.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.