Präsidentschaftswahl: Poroschenko und die anderen Kandidaten
Die krisengebeutelte Ukraine wählt am Sonntag einen Präsidenten. 19 Kandidaten gehen ins Rennen. Sehen Sie hier die wichtigsten - und wer die Nase vorn hat
KIEW Am Sonntag wählt die Ukraine ihren künftigen Präsidenten. Die Wahl könnte ein erster, wichtiger Schritt des Krisenlandes in Richtung Stabilität sein. Was die wichtigsten der 19 Kandidaten wollen und wer die besten Chancen hat, erfahren Sie hier.
Pjotr Poroschenko: Der 48-jährige Oligarch machte mit Süßigkeiten ein Vermögen von 1,3 Milliarden – was ihm den Spitznamen „Schokoladenkönig“ einbrachte. Er wird von Vitali Klitschko und seiner Udar-Partei unterstützt. Der Boxer verzichtete ihm zuliebe auf eine eigene Kandidatur. Klitschko tritt nun bei der Bürgermeisterwahl in Kiew an. Hier hat er es mit einem harten Gegner zu tun: Der kostümierte Kandidat „Darth Vader“ von der ukrainischen Internetpartei liegt nur wenige Prozentpunkte hinter ihm.
Poroschenko wechselte in der Vergangenheit oft die Seiten: Als Außenminister war er Teil der Regierung zur Zeit der „orangenen Revolution“, unter dem abgesetzten Ex-Präsidenten Janukowitsch war er Wirtschaftsminister. Als einziger Oligarch des Landes schlug er sich sofort auf die Seite der Maidan-Bewegung.
Auch seine Ziele sind pragmatisch: Er will für neue Jobs sorgen, die Korruption bekämpfen und den Konflikt mit Russland beilegen. Als Geschäftsmann hat er das nötige Verhandlungsgeschick und gute Kontakte. Langfristig soll die Krim wieder Teil der Ukraine werden, die Aufstände will er mit starker Hand niederschlagen. Ansonsten orientiert er sich nach Westen: Ukrainer sollen ohne Visum in die EU einreisen dürfen, später ist ein Beitritt geplant.
Das Assoziierungsabkommen hat er mitgestaltet und will es zügig umsetzen. In den Umfragen liegt er mit 45 Prozent klar vorne. Er ist auch im Osten des Landes recht beliebt. Da er Oligarch ist, verdächtigen ihn aber manche der Korruption. Deshalb will er im Falle eines Sieges seinen Konzern „Roshen“ verkaufen. Dafür benötigt er mehr als 50 Prozent, ansonsten geht’s am 15. Juni in die Stichwahl. Spätestens dann stehen seine Chancen gut.
Julia Timoschenko: Die Ex-Ministerpräsidentin der „Vaterlandspartei“ gilt als einzige wirkliche Konkurrentin für Poroschenko. In der „orangenen Revolution“ wurde sie noch als Heldin gefeiert, mittlerweile hat ihre Beliebtheit stark gelitten. Über Jahre hinweg häufte die „Gasprinzessin“ ein Millionenvermögen aus dubiosen Quellen an. Ex-Präsident Janukowitsch ließ sie wegen Korruption verhaften, erst im Zuge der Maidan-Bewegung kam sie frei.
Ihr Kurs ist ähnlich europäisch ausgerichtet wie der von Poroschenko. Gegenüber Putin zeigt sie sich aber unversöhnlich: In einem Telefongespräch soll sie gesagt haben, dass sie „dem Dreckskerl eine Kugel in den Kopf schießen“ wolle. In den Umfragen liegt sie nur bei 7,5 Prozent, eventuell reicht es aber für Platz zwei – und damit für die Stichwahl.
Sergej Tigipko und Michailo Dobkin: Die beiden pro-russischen Kandidaten haben vor allem Wähler im Osten, aber selbst dort sind sie umstritten. Dobkin, Ex-Senator der „Partei der Regionen“, wollte die Maidan-Proteste gewaltsam niederschlagen. Tigipko ist gemäßigter und trat aus der Partei von Ex-Präsident Janukowitsch aus.
Beide kommen nur auf wenige Prozentpunkte. Oleg Tjagnibok: Der Chef der rechtsnationalen Swoboda-Partei ist für rassistische und antisemitische Aussagen bekannt. Sein Feindbild ist Russland, deshalb will er Atomwaffen anschaffen und das Militär ausbauen. Auch er erreicht nur wenige Prozent in den Umfragen.lm