Präsidententod in Ghana: Keine Gefahr für die Stabilität
Seinen Tod hat er bereits zweimal in der Presse dementiert. Am Dienstagnachmittag ist der 68 Jahre alte Präsident Ghanas gestorben.
Accra - Schon zweimal hatte John Atta Mills in den vergangenen Jahren mit grimmigem Gesicht und einem etwas schiefen Lächeln vor der Presse seinen Tod dementiert. Die Meldungen über sein Ableben seien "etwas übertrieben", meinte der hochgebildete Jurist einmal sarkastisch.
Hintergrund der Gerüchte war seine angegriffene Gesundheit. Das war lange bekannt. Nun verstarb der 68 Jahre alte Präsident Ghanas. Der Zeitpunkt war überraschend, denn Mills hatte alles getan, um im Dezember die Wahlen zu gewinnen und ein Mandat für weitere vier Jahre zu bekommen. Allerdings war es ein offenes Geheimnis in Accra, dass der frühere Jura-Professor an Kehlkopfkrebs litt. Erst kürzlich war er wieder zur Behandlung in einer Klinik in den USA gewesen.
Der Tod eines Präsidenten in Afrika löst oft Staatskrisen oder Militärcoups aus. Doch Ghana ist anders. Das westafrikanische Land mit 25 Millionen Einwohnern zählt wegen seiner politischen Stabilität zu den Lieblingsländern von US-Präsident Barack Obama in der Dritten Welt. Obamas Besuch 2009, mehrere Treffen mit Mills und manche Lobeshymnen heben den Führer Ghanas weit über fast alle anderen Staatsmänner Afrikas hinaus.
Ghana gilt seit 20 Jahren als Hort der Stabilität, mit freien Wahlen und friedlichen Machtwechseln. "Das ganze Land ist vereint in Trauer", sagte am Dienstagabend der gerade als Staatsoberhaupt vereidigte John Dramani Mahama, bisher Vizepräsident. In der Tat hatten sich am Dienstag überall Menschen auf den Straßen der Städte versammelt. Ungeachtet der Parteizugehörigkeit wurde der Tod des charismatischen Politikers, der sich selbst als Sozialdemokrat bezeichnete, betrauert. Auch die Oppositionszeitung "Daily Guide" titelte am Mittwoch "Welch ein Schock!".
Mills Partei, der National-Demokratische Kongress, braucht nun einen neuen Spitzenkandidaten. Vieles deutet darauf hin, dass der umtriebige Mahama Mills auch in dieser Position beerben wird. Der 53 Jahre alte siebenfache Vater ist Kommunikationsexperte, er gilt als sehr ambitioniert. "Bevor Mills mit allem Pomp begraben ist, wird hier aber niemand öffentlich machtpolitische Diskussionen beginnen", sagte ein europäischer Diplomat voller Respekt vor der politischen Kultur Ghanas.
Allerdings wird sich der konservativ-liberale Oppositionskandidat Nana Akufo-Addo (68) nun große Hoffnung auf einen Wahlsieg machen. 2008 hatte der Führer der Neuen Patriotischen Partei bei der Stichwahl gerade mal mit einigen zehntausend Stimmen gegen Mills verloren. Nun tritt der ehemalige Außenminister wieder an.
Auch wenn Ghana sich großer politischer Stabilität erfreut, steht das Land vor enormen Herausforderungen. Denn von dem Reichtum an Kakao, Öl, Gold und anderen Rohstoffen profitieren zu wenige. Zwar war Ghana 2011 mit 13,6 Prozent Wachstum weltweit Spitzenreiter. Doch auch die ehemalige Goldküste leidet unter den Miseren des Kontinents wie Massenelend, Misswirtschaft, Rohstoffabhängigkeit, Bevölkerungsexplosion und Korruption. "Die Polizei Ghanas rangiert mit unter den korruptesten Afrikas", heißt es in einem Papier der CSU-nahen Hanns-Seidl-Stiftung.
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