Polizisten, Müll, Proteste: So teuer kommt der Castor
Noch nie gab es mehr Polizisten, noch nie in der 33-jährigen Geschichte der Anti-Atom-Bewegung im Wendland gab es eine längere und größere Sitzblockade. Die Blockade der Rekorde geht nach 92 Stunden zu Ende. Die AZ zieht eine Bilanz
GORLEBEN Die Tore sind zu, die Castoren sind im Zwischenlager von Gorleben angekommen. Noch nie dauerte der Transport so lange. Noch nie gab es mehr Polizisten, noch nie in der 33-jährigen Geschichte der Anti-Atom-Bewegung im Wendland gab es eine längere und größere Sitzblockade. Und doch: Die atomare Müll-Deponie füllt sich. Eine AZ-Bilanz in Zahlen:
102 Castoren kühlen jetzt in einer oberirdischen Halle ab.
123 Tonnen hochradioaktiver Müll umfasste die letzte Lieferung.
40 Jahre müssen die Castoren laut Zulassung dichthalten. Die Strahlung ist Jahrhunderte gefährlich. Jeder der jetzt angelieferten elf Castoren enthält „das Strahlen-Inventar des Tschernobyl-Unfalls“ (Greenpeace).
120 Tonnen wiegt ein Castor samt Ladung. Selbst wenn der Salzstock Gorleben dereinst als Endlager in Betrieb geht: Die Betreiber suchen noch Techniken und Fachleute, die Behälter von solchem Gewicht in die Tiefe ablassen können.
19992 Polizisten waren nach offiziellen Angaben an der Sicherung des Transports beteiligt – Rekord.
131 Beamte wurden demnach verletzt.
950 Demonstranten wurden nach Angaben der Castor-Gegner verletzt – vor allem bei Räumungen.
63 Seelsorger in weißen Westen, darunter Psychologen, Pfarrer und Ehrenamtliche, versuchten, Konflikte im Vorfeld zu schlichten.
5000 Menschen nahmen an der größten Sitzblockade der Anti-Castor-Bewegung in der Nacht zum Montag teil.
20 Stunden dauerte die Aktion, auch das ist Rekord.
44 Stunden dauerte die Blockade zur Zufahrt ins Lager Gorleben.
1316 Blockierer wurden zeitweise festgesetzt.
172 Strafverfahren, die meisten gegen so genannte „Schotterer“, die Gleise unterhöhlen wollten, sind eingeleitet.
50000 Menschen nahmen nach Veranstalter-Angaben an der bisher größten Kundgebung vergangenen Samstag teil.
25000 waren’s, sagt die Polizei.
300 „gewaltbereite Autonome“ seien an den Aktionen beteiligt gewesen, sagt die Polizei.
107 Traktoren der örtlichen Landwirte stellte die Polizei vorübergehend sicher. Die Bauern sind die erfahrensten, hartnäckigsten und effektivsten Anti-Castor-Aktivisten im Wendland.
25 Millionen kostet der Einsatz der Polizei, der Steuerzahler in Niedersachsen zahlt alles, die Atomwirtschaft nichts.
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