Terroranschlag auf jüdisches Fest in Sydney - Zwölf Tote
Bei einem Terroranschlag auf ein jüdisches Fest in der australischen Metropole Sydney sind offiziellen Angaben zufolge mindestens zwölf Menschen getötet worden. Der Anschlag am ersten Tag des Chanukka-Festes habe sich gegen die jüdische Gemeinschaft gerichtet, sagte der Regierungschef des Bundesstaats New South Wales, Chris Minns. Er zeigte sich angesichts der Tat schockiert.
Staats- und Regierungschefs weltweit bekundeten ihre Anteilnahme. Israel warf der australischen Regierung vor, zu wenig gegen Antisemitismus zu tun.
"Ich muss leider mitteilen, dass bislang mindestens zwölf Menschen getötet wurden. Einer der Täter wurde ebenfalls getötet", sagte Minns. Der Polizeichef von New South Wales, Mal Lanyon, sprach davon, dass der Schütze unter den zwölf Toten sei. Die Situation sei jedoch im Fluss. Nach Angaben der Polizei wurden 29 Menschen in Krankenhäuser gebracht, unter ihnen 2 Polizisten. Einige Verletzte seien in kritischem Zustand.
Die Polizei ging zunächst von zwei Attentätern aus. Einer von ihnen sei schwer verletzt und in Gewahrsam. Polizeichef Lanyon teilte später mit, Ermittler prüften, ob es einen dritten Tatverdächtigen gebe.
Während der Einsatz am Sonntagabend noch lief, meldete die Polizei, dass verdächtige Gegenstände in der Umgebung von Spezialkräften untersucht würden, eine Sperrzone sei eingerichtet worden. In einem Auto, dass in Verbindung zum getöteten Angreifer stehe, seien improvisierte Sprengsätze gefunden worden, sagte Polizeichef Lanyon.
Merz: "Diesem Antisemitismus müssen wir Einhalt gebieten"
Kanzler Friedrich Merz sprach von einem "antisemitischen Anschlag", der ihn fassungslos zurücklasse. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und Angehörigen", schrieb der CDU-Politiker auf X. "Dies ist ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte. Diesem Antisemitismus müssen wir Einhalt gebieten - hier in Deutschland und weltweit."
Ereignet hatte sich der Angriff am beliebten Strand Bondi Beach, wo sich viele Familien zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten. Das achttägige Lichterfest begann an diesem Sonntag. Mehr als 1.000 Menschen seien vor Ort gewesen, als die Schüsse fielen, sagte Polizeichef Lanyon. Die Täter hätten am Sonntagabend gegen 18.47 Uhr begonnen, auf Familien zu schießen. Sie nutzten bei der Tat Langwaffen, wie Lanyon sagte. Sicherheitsvorkehrungen habe es bei der Veranstaltung gegeben, so habe unter anderem die Polizei patrouilliert.
Lanyon sprach von einer "massiven Polizeiantwort" auf die Tat. Er sagte umfangreiche Ermittlungen zu. "Die jüdische Gemeinde hat das Recht, sich sicher zu fühlen."
Bei einem der beiden Angreifer handelt es sich Medienberichten zufolge um Naveed Akram (24), offiziell bestätigt wurde dies jedoch nicht. Auf die Frage, ob die Schützen den Behörden vor der Tat bekannt gewesen seien, sagte Lanyon, zu einem der Täter lägen wenige Informationen vor. Die Person sei den Behörden zwar bekannt gewesen, habe nach ersten Erkenntnissen jedoch keine konkrete Bedrohung dargestellt. Die Ermittlungen dazu dauerten an.
Israels Präsident: "Grausamer Angriff auf Juden"
Australiens Premierminister Anthony Albanese sprach von einem "Terrorakt". "Wir werden an der Seite der jüdischen Gemeinschaft stehen", sagte er bei einer Pressekonferenz. Fragen von Journalisten, ob sein Land genug gegen wachsenden Antisemitismus tue, wies er zurück. Australien nehme das Thema ernst, sagte Albanese.
Minns, der Premier von New South Wales, sagte, der Angriff sei "darauf ausgerichtet gewesen, die jüdische Gemeinschaft zu treffen". Was ein Tag des Friedens und der Freude hätte sein sollen, der in der Gemeinde mit Familie und Unterstützern gefeiert werden sollte, sei "durch diesen schrecklichen und bösartigen Angriff erschüttert" worden, sagte Minns.
Die jüdische Organisation Australian Jewish Association erhob auf X Vorwürfe gegen Australien: "Wie oft haben wir die Regierung gewarnt? Kein einziges Mal hatten wir das Gefühl, dass sie zugehört hat."
Israels Staatspräsident Izchak Herzog forderte Australien zu mehr Schutz der jüdischen Gemeinde auf. "In genau diesen Momenten sind unsere Schwestern und Brüder in Sydney, Australien, von abscheulichen Terroristen angegriffen worden - bei einem äußerst grausamen Angriff auf Juden, die sich versammelt hatten, um am Bondi Beach die erste Chanukka-Kerze zu entzünden."
Herzog sagte weiter: "Wir wiederholen unsere Warnungen immer wieder gegenüber der australischen Regierung, um Maßnahmen einzufordern und gegen die enorme Welle des Antisemitismus zu kämpfen, die die australische Gesellschaft heimsucht." Das israelische Außenministerium teilte mit, dass unter den Toten in Sydney mindestens ein Israeli sei, ein weiterer habe Verletzungen erlitten.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 ist eine weltweite Welle von Antisemitismus zu beobachten, darunter Angriffe auf Juden und Synagogen, bei der Israel-Kritik teils in Hass gegen Juden umschlägt.
Im Dezember 2024 hatte es einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Melbourne gegeben. Das Gotteshaus ging in Flammen auf. Albanese sprach von einer antisemitisch motivierten Schandtat, die Menschenleben in Gefahr gebracht habe.
Der Angriff und ein mutiger Held
Videos in den sozialen Medien zeigen dramatische Szenen am Tatort. Eines zeigt einen Schützen, der von einer nahegelegenen Brücke aus feuert. Zu sehen sind auf den Videos auch Menschen, die in Panik vom Tatort fliehen.
In einem anderen Video ist ein Passant zu sehen, der während des Anschlags einen der zwei Schützen überrascht und entwaffnet. Der Mann springt dem Angreifer zunächst von hinten auf den Rücken. Nach einem kurzen Gerangel nimmt er ihm das Gewehr ab. Der mutmaßliche Täter, der zuvor noch um sich geschossen hatte, entkommt hinkend. In australischen Medien wird der Passant als "Held" gefeiert.
Was ist Chanukka?
Mit dem achttägigen Lichterfest erinnern Juden an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im zweiten Jahrhundert vor Christus. Diese erfolgte, nachdem die Makkabäer den Aufstand gegen die hellenistisch-syrische Herrschaft erfolgreich beendet hatten. Der Tempel war zuvor entweiht worden, und der Sieg galt als Wiederherstellung der religiösen Freiheit. Der Überlieferung nach reichte das geweihte Öl für den Tempelleuchter auf wundersame Weise acht Tage lang, weshalb Chanukka über acht Tage gefeiert wird.
Während dieser acht Tage wird jeden Abend eine weitere Kerze am Chanukkaleuchter angezündet, sodass das Licht von Tag zu Tag zunimmt und an das fortdauernde Wunder erinnern soll. Begleitet wird das Fest von traditionellen Speisen, die in Öl gebraten sind, als Erinnerung an das wundersame Öl. Besonders verbreitet sind Latkes (Kartoffelpuffer) sowie Sufganiot, mit Marmelade gefüllte Krapfen.
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