Pirincci und Pegida in Dresden: Ein Land schaut weg

Woche für Woche verbreiten Hassprediger in Dresden ihre Parolen - und Ministerpräsident Tillich zieht sich brav zurück. Wohin der sächsische Weg führt: Ein Kommentar von AZ-Chefredakteur Michael Schilling.
von  Michael Schilling
Tillich zieht sich lieber zurück: Ein Kommentar von AZ-Chefredakteur Michael Schilling
Tillich zieht sich lieber zurück: Ein Kommentar von AZ-Chefredakteur Michael Schilling © dpa/AZ

Klinisch gesehen mag der frühere Erfolgsschriftsteller Akif Pirincci ein Fall für den Psychiater sein. Vordringlich ist er ein Fall für den Staatsanwalt. Pirincci, der übrigens 1969 mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist, muss sich wegen seiner unsäglichen Verbalausfälle auf eine Strafverfolgung einstellen. Mehrere Menschen haben ihn wegen Volksverhetzung angezeigt.

Die Pegida-Veranstaltung am Montagabend, bei der mehr als 1.000 Polizisten vor Ort im Einsatz gewesen sind, hat der Hassprediger freilich noch unbehelligt verlassen dürfen. Niemand schritt ein.

So geht das jetzt in Dresden schon seit einem Jahr. Woche für Woche dürfen Ausländer- und Judenhasser, Umstürzler und erklärte Gegner unserer rechtsstaatlichen Ordnung ihre Parolen verbreiten, ohne dass sie Strafen befürchten müssen. Polizei und Politik lassen sie gewähren. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich übrigens nutzt schon seit Januar dieses Jahres seinen Facebook-Account nicht mehr, weil ihm die rechte Pöbelei dort zu viel geworden ist. Seither bleibt er lieber brav still in den Sozialen Medien.

Schweigen, wegschauen, gewähren lassen: Wohin der sächsische Weg führt, dürfte nun allen klar werden. Ins Verderben.

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