Piraten-Drama im Indischen Ozean: Kapitän kommt nach fünf Tagen frei

Fünf Tage harrte Kapitän Richard Phillips mit somalischen Seeräubern in einem Rettungsboot aus. Dann wurde er in einer spektakulären Aktion befreit. Jetzt schwören die Piraten Rache: Sicherheitskräfte rechnen damit, dass jetzt noch mehr westliche Schiffe überfallen werden.
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In Amerika wird Richard Phillips (rechts) als Held gefeiert.
AP In Amerika wird Richard Phillips (rechts) als Held gefeiert.

Fünf Tage harrte Kapitän Richard Phillips mit somalischen Seeräubern in einem Rettungsboot aus. Dann wurde er in einer spektakulären Aktion befreit. Jetzt schwören die Piraten Rache: Sicherheitskräfte rechnen damit, dass jetzt noch mehr westliche Schiffe überfallen werden.

Das Ende des fünftägigen Entführungs-Dramas auf hoher See kam ganz schnell: Scharfschützen der US-Marine töten drei Piraten durch gezielte Kopfschüsse. Ihre Geisel, Kapitän Richard Phillips, ist frei.

„Dem Kapitän geht es gut. Er hat geduscht und die Kleidung gewechselt“, sagt der amerikanische Vizeadmiral William Gortney in der typischen amerikanischen Lässigkeit, die nach dem glücklichen Ausgang solcher Dramen zelebriert wird. Die AZ dokumentiert die dramatische Rettung des amerikanischen Kapitäns:

Mittwoch, 8. April: Somalische Piraten versuchen, den unter US-Flagge fahrenden Frachter „Maersk Alabama“ zu entführen. Kapitän Phillips vereitelt den Versuch, indem er seine Mannschaft anweist, sich in einem Raum einzuschließen. Dann bietet er sich den Piraten selbst als Geisel an an. Die Besatzung kann einige der Piraten überwältigen. Vier der Seeräuber flüchten mit Phillips in einem geschlossenen Rettungsboot.

Donnerstag, 9. April: Der amerikanische Zerstörer „USS Bainbridge“ trifft in dem Seegebiet ein, weitere Schiffe der US-Marine sind auf dem Weg. Die US-Bundespolizei FBI versucht, die Freilassung Phillips durch Verhandlungen zu erreichen. Vergebens.

Freitag, 10. April: Phillips versucht zu fliehen: Er springt in den Indischen Ozean und versucht, zur „USS Bainbridge“ zu schwimmen. Doch die Piraten holen ihn ein und nehmen ihn wieder gefangen. Sie fesseln ihre Geisel, damit sie nicht noch einmal flüchtet.

Samstag, 11. April: Die 19-köpfige Besatzung der „Maersk Alabama“ trifft ohne ihren Kapitän mit dem Schiff im Hafen von Mombasa in Kenia ein. Die Matrosen feiern Phillips als Held: „Er hat unser Leben gerettet“, sagen sie.

Sonntag, 12. April: Einer der Piraten verhandelt auf der „USS Bainbridge“ mit den Amerikanern über die Freilassung Phillips. Doch die Verhandlungen scheitern erneut. Auf dem Indischen Ozean herrscht raue See, Phillips wird scharf bewacht. Einer seiner Entführer hält ihm eine Kalaschnikow in den Rücken. Er befindet sich zu diesem Zeitpunkt in „höchster Gefahr“, sagen seine Retter später. Sie glauben, dass Philipps erschossen werden soll. Die Amerikaner entscheiden sich zum Angriff: Phillips Bewacher werden getötet, der vierte Pirat wird gefangengenommen. Mit einem 25 Meter langen Seil wird das Rettungsboot in ruhigere Gewässer geschleppt. Phillips geht zuerst an Bord der „USS Bainbridge“, dann zur Untersuchung auf ein anderes Kriegsschiff. Er ist unverletzt, telefoniert mit seiner Frau.

US-Präsident Barack Obama lobt die erfolgreiche Befreiungsaktion – aber auch Phillips. Der sei „ein Vorbild für alle Amerikaner“.

"Jedes Land wird in der Weise behandelt, wie es uns behandelt", sagt ein Pirat

Doch so schön die Geschichte von Richard Phillips ist: Nach der Aktion wächst die Sorge um die anderen Geiseln der Piraten vor Somalia. Nach wie vor befinden sich mehr als ein Dutzend Schiffe mit mehr als 220 Menschen in Piratenhand (siehe Infokasten). Droht ihnen jetzt die Rache der enttäuschten Piraten? Die amerikanischen Sicherheitskräfte rechnen damit, dass in den kommenden Wochen noch mehr Schiffe in dem Gebiet überfallen werden. „Dadurch könnte die Gewalt in diesem Teil der Welt sprunghaft zunehmen, da besteht kein Zweifel“, sagte US-Vizeadmiral William Gortney.

Einer der Piraten an Bord eines gekaperten griechischen Schiffes kündigte Vergeltung an. „Jedes Land wird in der Weise behandelt, wie es uns behandelt“, sagte Abdullahi Lami der Nachrichtenagentur AP. „Künftig wird Amerika das Land sein, das trauert und weint.“

Volker ter Haseborg

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