Patentstreit: „Brokkoli ist ein Grundnahrungsmittel“

Der Streit ums Gemüse-Patent geht weiter. Gehört das gesunde Gemüse einem Konzern oder allen? Bis zum Jahresende kommt das Urteil. Hier meldet sich ein Brokkoli-Bauer zu Wort - und ist mächtig sauer.
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Gemüse für alle: Greenpeace-Aktivisten protestieren vor dem Europäischen Patentamt in München gegen die Patentierung.
"Falk Heller/Argum/Greenpeace" Gemüse für alle: Greenpeace-Aktivisten protestieren vor dem Europäischen Patentamt in München gegen die Patentierung.

MÜNCHEN - Der Streit ums Gemüse-Patent geht weiter. Gehört das gesunde Gemüse einem Konzern oder allen? Bis zum Jahresende kommt das Urteil. Hier meldet sich ein Brokkoli-Bauer zu Wort - und ist mächtig sauer.

Kann man besonders krebshemmenden Brokkoli erfinden? Darüber tobt vor dem Europäischen Patentamt in München seit Dienstag ein heftiger Streit. Europas oberstes Gericht muss nun einen Präzedenz-Fall entscheiden, ob besonders gesunder Brokkoli einem Konzern oder allen auf der Welt gehört. Das Urteil kommt schriftlich zum Jahresende. Die AZ sprach mit einem Brokkoli-Bauer.

AZ: Herr Gogeff, wie viel Brokkoli bauen Sie an?

PETER GOGEFF: Wir haben etwa einen Hektar. Das sind 35000 Pflanzen im Jahr.

Wie viele Sorten Brokkoli gibt’s eigentlich?

Das weiß ich nicht. Wenn ich mich bemühe, bringe ich 25 oder 30 Sorten zusammen. Aber es gibt noch viel mehr.

Welche Sorte bauen Sie an?

Fünf, sechs Sorten. Der Brokkoli soll keine hohen Strünke haben, soll feinkörnig sein, nicht zu viel Blatt entwickeln, weil man beim Ernten die Blätter ja wegbrechen muss. Er soll keine flachrunde, sondern eine hochrunde Form haben, damit das Wasser ablaufen kann. Und die Köpfe dürfen nicht zu groß werden. Unser Brokkoli darf höchstens 350 bis 400 Gramm schwer werden, weil wir die Hausfrauen versorgen wollen.

Warum bauen Sie nicht den krebshemmenden Brokkoli an, für den ein englischer Konzern das Patent hat?

Ich gebe mich doch nicht in die Abhängigkeit so eines Konzerns.

Warum wären Sie von dem abhängig?

Da kann man nicht einfach nur den Samen kaufen. Da gibt’s dann Verträge. Das ist, wie wenn man eine Lizenz kauft. Der Lizenzverkäufer kann dann alles bestimmen, vom Preis bis zur Vermarktung. Ich bin dem Patentbesitzer dann völlig ausgeliefert.

Sie könnten doch selber auch einen Brokkoli züchten und patentieren lassen.

Pflanzen, auch der Brokkoli, sind Grundnahrungsmittel. Auf die sollte man grundsätzlich kein Patent geben. Die müssen in der Züchtung und Nahrung immer frei sein. Es darf doch nicht sein, dass ein Konzern dafür ein Monopol bekommt. Wenn hier Dämme brechen, kommt der nächste und will ein Patent aufs Trinkwasser. Das würde die Welt verändern. Wenige Konzerne würden über Grundnahrungsmittel regieren.

Essen Sie selber Brokkoli?

Sehr gerne und sehr viel.

Was schmeckt Ihnen daran?

Es ist der milde Kohlgeschmack. Er ist schnell zu machen, leicht verdaulich und richtig gesund.

Was kann Ihnen den Appetit verderben?

Wenn das Europäische Patentamt an dem Brokkoli-Patent festhält.Int.: Angela Böhm

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