Party in Kenia: Die Wahl-Splitter

Die Hamas hat einen guten Rat, Kenia einen Feiertag mehr, Sasha Obama freut sich auf ihr Hündchen und Berlusconi bockt. Splitter und Randgeschichten von einem denkwürdigen Tag für Amerika und die Welt.
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In Kenia haben sie ein neues Idol: Barack Obama.
AP 5 In Kenia haben sie ein neues Idol: Barack Obama.
Silvio Berlusconi
AP 5 Silvio Berlusconi
Hamas
AP 5 Hamas
Sasha Obama und Vater Barack.
AP 5 Sasha Obama und Vater Barack.
Hamid Karsai
AP 5 Hamid Karsai

Die Hamas hat einen guten Rat, Kenia einen Feiertag mehr, Sasha Obama freut sich auf ihr Hündchen und Berlusconi bockt. Splitter und Randgeschichten von einem denkwürdigen Tag für Amerika und die Welt.

„Glückwunsch und viel Spaß!“
George W. Bush zu Barack Obama

Journalismus auf Syrisch

In vielen Redaktionsstuben rauchten am Dienstag die Köpfe. Die bange Frage: Wie sollen wir eine aktuelle Ausgabe machen, wenn die Entscheidung "Obama oder McCain" bestenfalls am frühen Morgen fällt? Die syrische Zeitung „Al-Watan“ umkurvte das Problem geschickt. Sie erklärte für ihre von der Zeitverschiebung benachteiligte Leserschaft einfach schon vorab Barack Obama zum Sieger. „Wir wissen, dass es journalistisch unprofessionell ist", gab sich das Blatt schuldbewusst. "Aber wir wollen, dass er siegt, weil wir den Wunsch von Millionen Amerikanern, Arabern und Journalisten in verschiedenen Teilen der Welt teilen, die einen Wandel in der US-Außenpolitik wollen.“ Na dann.

Bockiger Berlusconi:

Silvio Berlusconi, italienische Skandal-Nudel mit zweifelhaftem Demokratieverständnis, ist ein alter Buddy von George Bush - und eher kein Obama-Fan. Deshalb sagte der Regierungschef nach Obamas Sieg erstmal garnichts. Er wolle das endgültige Ergebnis abwarten, druckste der Italiener herum. Ausgerechnet Berlusconi. Als wäre er über Nacht zum ultrakorrekten Wahl-Bürokraten mutiert. Dabei hatte John McCain selbst seine Niederlage längst eingeräumt.

Hamas gibt guten Rat

Mit seinem zögerlichen Glückwunsch war Berlusconi übrigens ganz auf der Linie der militanten Hamas. Auch die radikale Palästinenserorganisation, die im Gazastreifen das Sagen hat, sah von einem Glückwunsch ab. Dafür gaben sie dem neuen Präsidenten einen guten Rat mit auf den Weg: Lerne aus den Fehlern deines Vorgängers. Ansonsten habe die Hamas nichts gegen einen Dialog einzuwenden. Das klingt ja fast nach einer herzlichen Einladung zum Tee.

Ein Hündchen fürs Weiße Haus

Barack Obamas Töchter Sasha (7) und Malia (10) bestehen schon seit langem auf ein weiteres Familienmitglied: Sie wollen einen Hund. Jetzt ist Papa Präsident und soll plötzlich Millionen von Menschen Wünsche erfüllen. Aber netterweise löst Barack Obama zuerst die Wahlversprechen im familiären Inner Circle ein. „Ich liebe euch beide mehr, als ihr euch vorstellen könnt“, sagte Papa Obama als er in Chicago vor die Kameras trat - als Beweis soll es jetzt einen Hund geben. Und wehe Pa überlegt es sich doch noch mal anders - 125.000 Menschen haben das mit dem Hund schließlich gehört.

Schöne Nacht mit Frau Hildebrandt

„Wir hatten eine schöne Nacht, meine Frau und ich“, sagt Kabarettist Dieter Hildebrandt zum nächtlichen TV-Wahlmarathon. Sie hätten auch gejubelt, als das Ergebnis fest stand. Nur eine Frage treibt den Polit-Komiker um: „Wie lange überlebt Obama das?“. Offenbar hat der 81-Jährige große Sorge, der erste schwarze Präsident der USA könnte einem Attentat zum Opfer fallen. Wie Hoffnungsträger John F. Kennedy 1963. Mehr fällt einem politischen Kabarettisten zu Obamas Sieg nicht ein? Vielleicht hat ja seine Frau gelacht.

Kenia kriegt Feiertag

Andernorts gibt es Freibier, in Kenia macht man lieber gleich einen ganzen Tag frei. Präsident Kibaki hat den 6. November zum nationalen Feiertag ausgerufen - zum Obama-Tag also. Das war auch dringend nötig. Denn nicht nur in Kogelo, dem Geburtsdorf von Obamas Vater Hussein, hatte man in der Nacht ziemlich wild gefeiert. Die Polizei musste sogar Sicherheitsvorkehrungen verschärfen, damit niemand aus lauter Freude das Haus von Obamas Stiefgroßmutter Sarah stürmt. Sarah selbst trat in der Wahlnacht staatsmännisch vor die Tür und rief der Menge zu: „Wir gehen ins Weiße Haus!“ Danach gab es kein Halten mehr.

Kenia - Pfalz - Obama

Im Vergleich zu Kogelo ging es in der Pfalz eher ruhig zu. Dabei ist Obama ja fast ein Deutscher, beziehungsweise Pfälzer! Historiker in Kaiserslautern haben herausgefunden: Im 18. Jahrhundert suchte ein gewisser Christian Gutknecht mit seiner Frau Maria Magdalena sein Glück in der Neuen Welt. Zu seinen Nachfahren gehörte - Generationen später - Obamas Mutter Ann Dunham. Die deutschen Obama-Vorfahren dürften die Amerikanische Revolution und die Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1776 hautnah miterlebt haben. Und was damals undenkbar war, ist jetzt Wirklichkeit: Ihr entfernter Nachkomme sorgt wieder für ein historisches Ereignis. Als erster schwarzer Präsident der USA - mit ein bisschen Pfalz im Blut.

Tragischer Zwischenfall

Während die Welt gebannt auf die Wahl schaut, kommt es bei einem Luftangriff in der afghanischen Provinz Kandahar zu einem tragischen Zwischenfall: Dutzende Frauen und Kinder sollen ums Leben gekommen sein. Getötet durch Bomben und Raketen, wie Augenzeugen berichten. Nach einem Angriff der Taliban auf US-Streitkräfte, soll im Bezirk Schah Wali Kot in unmittelbarer Nähe eine Hochzeitsgesellschaft bombardiert worden sein. Das US-Militär erklärte: „Sollten unschuldige Menschen getötet worden sein, dann entschuldigen wir uns“. Der afghanische Präsident Hamid Karsai, sprach bei seiner Gratulation an Obama den Zwischenfall an. Ein Fingerzeig in Richtung Obama: Spätestens jetzt weiß er, was auf ihn zukommt - wenn der Siegesrausch verfolgen und der letzte Konfetti verregnet ist.

Jana Sinram, Reinhard Keck

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