Panzer verhindern Trauerzug

Syrische Panzer haben in Kiswa bei Damaskus einen Begräbniszug für vier Demonstranten verhindert, die von Sicherheitskräften getötet worden waren.
von  dpa

 Syrische Panzer haben in Kiswa bei Damaskus einen Begräbniszug für vier Demonstranten verhindert, die von Sicherheitskräften getötet worden waren.

Damaskus/Kairo - Die Angehörigen mussten ihre Opfer am Samstag ohne die üblichen Trauerprozessionen auf dem Friedhof begraben, wie syrische Aktivisten berichteten. Trauerzüge für getötete Demonstranten entwickeln sich in Syrien häufig zu machtvollen Protesten gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Am Freitag waren bei Anti-Assad-Kundgebungen im ganzen Land mindestens 16 Menschen getötet worden. Am Samstag soll in Kiswa ein Demonstrant getötet worden sein.

18 Panzer rückten allein in Kiswa aus. Hunderte Soldaten setzten sich auch in der Vorstadt Barza fest, wo am Vortag ein Demonstrant getötet worden war. Die Behörden kappten dort auch die Internet- und Mobiltelefon-Verbindungen, berichteten Aktivisten.

Das brutale Vorgehen der syrischen Sicherheitskräfte löste eine neue Flüchtlingswelle aus. Rund 1600 Menschen flohen bis zum Samstag in die Türkei, etwa 1000 in den Libanon. Dort kamen auch Menschen an, die am Freitag bei den Demonstrationen in der Stadt Homs verletzt worden waren. Sieben von ihnen wiesen Schusswunden in verschiedenen Körperteilen auf, berichteten libanesische Sicherheitskräfte am Grenzübergang Wadi Chalid.

Dennoch appellierte der syrische Rote Halbmond an die Flüchtlinge, sie könnten ohne Bedenken in ihre Heimat zurückkehren. "Wir garantieren als der Rote Halbmond, dass die syrische Regierung die Rückkehrer nicht belangen wird", zitierte der libanesische Rundfunk den Chef der Organisation, Abdul Rahman Attar. Die Flüchtlinge würden weder bestraft noch verhört.

In Syrien demonstrieren seit mehr als drei Monaten Hunderttausende Bürger für politische Reformen und für einen Regimewechsel. Die Führung in Damaskus entzog sich den Forderungen mit vagen Versprechungen und ließ ihre Sicherheitskräfte mit Schusswaffen auf die Regimegegner losgehen. 1300 Demonstranten und 300 Armee- und Polizeiangehörige kamen nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bisher ums Leben.

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