Panische Opposition vor der «Schwindel»-Wahl

Während besonders die amerikanischen Appelle an Mugabe immer lauter werden, fliehen hunderte Anhänger seines Gegners in die südafrikanische Botschaft. Zum ersten Mal äußert sich auch ein alter Weggefährte des Diktators.
US-Außenministerin Condoleezza Rice hat den simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe davor gewarnt, die Stichwahl am Freitag wie geplant abzuhalten und sich hinterher zum Sieger auszurufen. Wegen des Boykotts der Opposition kann die Wahl unter keinen Umständen als rechtmäßig anerkannt werden, jedes Ergebnis ist damit illegitim, wie Rice in Kyoto zu Beginn der Beratungen eines Außenministertreffens der G-8-Staaten sagte.
Rice betonte, Mugabe solle auf das Angebot von Oppositionsführer Morgan Tsvangirai zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit eingehen. Tsvangirai hat eine Übergangsregierung vorgeschlagen, in der er mit Mugabes Regierungspartei Zanu-PF zusammenarbeiten würde, nicht jedoch mit dem Machthaber selbst. Der Oppositionsführer hatte seine Kandidatur am Sonntag wegen der eskalierenden Gewalt und Einschüchterungskampagnen zurückgezogen. Die Minister der acht größten Industriestaaten sollten bei ihrem Treffen in Japan auch über die Krise in Simbabwe sprechen.
Bush: «keine freie Wahl»
Die für Freitag geplante Stichwahl in dem afrikanischen Land sei «ein Schwindel», hatte auch US-Präsident Bush am Mittwoch gesagt. «Man kann keine freien Wahlen abhalten, wenn ein Kandidat nicht ungehindert Wahlkampf betreiben kann und seine Anhänger sich nicht frei von Angst und Einschüchterung äußern können», betonte er in Washington. Die Lage in Simbabwe wird indes immer dramatischer. Für einen flammenden Appell verließ Oppositionsführer Morgan Tsvangirai am Mittwoch vorübergehend die niederländische Botschaft in Harare, in die er vor drei Tagen geflüchtet war. In seinem Haus rief er zu einem Ende der Gewalt auf, bekräftigte die Forderung nach Stationierung bewaffneter UN-Truppen in dem Krisenstaat und rief Afrikas Politiker zum Handeln auf.
Dringlichkeitssitzung der Nachbarn
Aus Angst um ihr Leben sind in Simbabwe rund 300 Menschen in die Botschaft Südafrikas in Harare geflohen. Nach Angaben eines südafrikanischen Außenamtssprechers handelt es sich bei den Flüchtlingen offenkundig um Anhänger der Opposition. Bei einer Dringlichkeitssitzung forderten die Nachbarländer Simbabwes eine Verschiebung der für diesen Freitag angesetzten Stichwahl. Nach Angaben von Tsvangirais Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) wurden seit dem ersten Wahlgang Ende März mindestens 86 Gegner von Präsident Robert Mugabe bei Übergriffen seiner Schlägertrupps getötet und tausende verletzt.
Auch der ehemalige südafrikanische Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela hat erstmals seit dem Ausbruch der Krise in Simbabwe öffentlich Kritik am Regime Robert Mugabes geübt. Im Nachbarland Simbabwe sei ein tragisches Versagen der politischen Führung zu beobachten, sagte Mandela am Mittwoch in einer Rede in London. Mandela gilt vielen als moralische Autorität des Kontinents. Auch in seinem Heimatland, dessen Präsident Tabo Mbeki sich bislang scheut, Mugabe zu kritisieren, ist sein Einfluss nach wie vor sehr groß. Mandela ist Mugabe jedoch historisch verbunden: Beide sind Freiheitskämpfer, die gegen die Kolonialherrschaft der Briten aufbegehrten. Mugabe regiert Simbabwe seit der Unabhängigkeit seines Landes im Jahr 1980, zuletzt allerdings immer autoritärer. Mandelas Weggefährte, Friedensnobelpreisträger Erzbischof Desmond Tutu, hat Mugabe diese Woche öffentlich zum Rücktritt aufgefordert. Mandela warb in London um Spenden für seine Aids-Stiftung. Zu seinen Ehren findet am Freitag im Londoner Hyde Park ein großes Geburtstagskonzert statt, zu dem sich viel Prominenz angesagt hat. Auch der Jubilar selbst will kommen. Am 18. Juli wird Mandela 90 Jahre alt. (dpa/AP)