Oppositionsnaher Atomforscher im Iran getötet
TEHERAN - Der Sprengsatz ging hoch, als Massud Ali Mohammadi in Teheran auf dem Weg zur Arbeit war. Der Fall gibt Rätsel auf: Der Iran macht die USA und Israel verantwortlich. Am umstrittenen Atomprogramm war der Forscher indes wohl gar nicht beteiligt.
Ein iranischer Atomwissenschaftler ist am Dienstag bei einem Bombenattentat in der Hauptstadt Teheran getötet worden. Nach Medienberichten war der Sprengsatz an einem Motorrad angebracht und detonierte in der Nähe des Hauses des Atomphysikers Massud Ali Mohammadi, als dieser auf dem Weg zur Arbeit war. Die iranische Regierung beschuldigte die USA und Israel, in die Ermordung Mohammadis verwickelt zu sein. Es gebe Hinweise darauf, dass die beiden Staaten «und ihre Söldner im Iran» mit dem Anschlag zu tun hätten, erklärte das iranische Außenministerium laut der Website des staatlichen Fernsehens. Der Teheraner Staatsanwalt Abbas Dschafari Dolatabadi sagte, aller Wahrscheinlichkeit nach hätten Washington und der israelische Geheimdienst Mossad mit der Explosion zu tun. Israel und die USA sowie «deren Agenten» werden häufiger vom Iran beschuldigt, in Attacken gegen das Land verstrickt zu sein, ohne dass allerdings Beweise für die Anschuldigung vorgelegt werden.
Nicht der erste mysteriöse Fall
Der Westen verdächtigt den Iran seit langem, unter dem Deckmantel der Entwicklung der Kernenergie nach Atomwaffen zu streben. Nach Behördenangaben hatte Mohammadi allerdings mit dem umstrittenen Atomprogramm nichts zu tun. Allerdings galt Mohammadi als oppositionsnah. Bei der Präsidentenwahl im Juni hatte sich der Atomforscher offen für Mir Hossein Mussawi, den Herausforderer von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad, ausgesprochen. Sein Name erschien vor der Abstimmung auf reformorientierten Websites zusammen mit denen von rund 240 Hochschullehren, die Mussawi unterstützten. Im Juni 2009 verschwand ein iranischer Kernforscher während einer Pilgerreise nach Mekka. Bis heute ist ungeklärt, ob Schahram Amiri verschleppt wurde oder übergelaufen ist. Das iranische Außenministerium warf dem Westen vor, in seine Entführung verwickelt zu sein. Im Jahr 2007 starb ein iranischer Atomwissenschaftler an einer Gasvergiftung. Dass der Tod von Ardeschir Hosseinpur erst nach einer Woche publik gemacht wurde, ließ Spekulationen über eine Beteiligung des israelischen Geheimdienstes laut werden. (apn/nz)
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