Österreich zäunt sich ein
Spielfeld/Wien Seit wenigen Tagen baut Österreich an seinem Teil der „Festung Europa“, wie Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) die neue Strategie von Rot-Schwarz in Wien nennt. Der zwischen 2,20 Meter und vier Meter hohe sowie 3,7 Kilometer lange Zaun mitsamt 30 Containern, rund 100 Mobiltoiletten und vier große, beheizbare Zelte für jeweils bis zu 1000 Menschen sollen spätestens zum Jahreswechsel eine „geordnete Einreise“ an der Grenze zu Slowenien garantieren.
„Bisher wurden die Flüchtlinge ja nur stichprobenartig registriert“, sagt Chefinspektor Wolfgang Braunsar von der Landespolizeidirektion Steiermark. Ein Umstand, der Österreich gerade aus Deutschland Kritik eingebracht hat. Seit Oktober sind 150 000 Migranten via Balkanroute unter teils chaotischen Zuständen hier über die Grenze gekommen.
„An einigen Tagen war das öffentliche Leben praktisch lahmgelegt“, erinnert sich der Bürgermeister von Straß-Spielfeld, Reinhold Höflechner (ÖVP). Zu Tausenden waren die Menschen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak und dem Balkan über die Grenze gekommen. Das Gerücht hatte die Runde gemacht, Deutschland sei nur wenige Kilometer entfernt.
Die Stimmung in dem nur 1000 Einwohner zählenden Spielfeld war sehr angespannt. Hunderte demonstrierten dafür, dass etwas passieren müsse. Die Wirkung des Zauns? „Der größte Nutzen ist die politische Botschaft“, meint der Kommunalpolitiker. Der lange Zeit als „bauliche Maßnahme“ schöngeredete und rund zehn Millionen Euro teure Zaun habe aber auch praktischen Nutzen, meint Höflechner. Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung werde steigen.
Doch nicht jeder der rund 20 Grundbesitzer entlang des geplanten Draht-Verhaus nickte das Vorhaben ab. Der Winzer Erich Polz besitzt an der Zaun-Linie auf rund 500 Metern einen Weinberg. Der 55-Jährige verspüre keine Neigung, auf seinem Grund den Zaun zuzulassen. „Wir wollen nicht in einem Krisengebiet leben, sondern in einer Wohlfühlregion. Da haben Zäune keinen Platz.“ Niemand in der von Weinbau und Tourismus geprägten Gegend habe sich bedroht gefühlt. „Wir wollen keine Signale der Angst.“
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