Österreich nach dem Tod Haiders: "Die Uhren sind stehen geblieben"
KLAGENFURT/WIEN - Jörg Haider, einer der umstrittensten Politiker Europas, ist tot. Selbst nach seinem Ableben spaltet der Rechtspopulist die österreichische Nation: Seine politischen Gegner betonen vor allem die «menschliche Tragödie», während für Haiders Mitstreiter eine Welt zusammenbricht.
In Österreich haben sich Politiker aller großen Parteien am Samstag betroffen über den tödlichen Autounfall des Rechtspopulisten und Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider gezeigt. Bundespräsident Heinz Fischer sprach von einer «menschlichen Tragödie». Haider sei ein Politiker mit Begabungen und großen Talenten gewesen, auch wenn er nicht unumstritten gewesen sei, ergänzte Fischer. Dennoch stehe für ihn das Menschliche im Vordergrund, er sei zutiefst betroffen.
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer von der sozialdemokratischen SPÖ sagte: Als langjähriger Landeshauptmann habe Jörg Haider nicht nur die Kärntner Politik entscheidend beeinflusst, «sondern auch die gesamte österreichische innenpolitische Landschaft über Jahrzehnte hinweg geprägt.» Der Chef der konservativen Volkspartei ÖVP, Josef Pröll, und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sprachen Haiders Familie ihr Beileid aus. «Mit seinem Ableben verliert die Republik einen großartigen Politiker», sagte der FPÖ-Vorsitzende. Haider hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Töchter. Durch seine rechtspopulistischen Äußerungen war Haider einer der umstrittensten und international bekanntesten Politiker Österreichs. Seine Partei hatte bei der Parlamentswahl am 28. September überraschend stark abgeschnitten und elf Prozent der Stimmen gewonnen.
Es sind «die Uhren stehen geblieben heute Nacht»
«Für uns ist das wie ein Weltuntergang», sagte Haiders Pressesprecher und Stellvertreter als BZÖ-Chef, Petzner. Wie es mit der Partei weitergehen werde, könne man vorerst noch nicht sagen. Die Amtsgeschäfte in Kärnten übernimmt Haiders bisheriger Stellvertreter Gerhard Dörfler. Er zeigte sich in einer ersten Reaktion tief bestürzt und betroffen: «Ich habe einen Lebensfreund verloren.» Das ganze Land sei zutiefst geschockt. In Kärnten sei «die Sonne vom Himmel gefallen» und «die Uhren stehen geblieben heute Nacht», so Dörfler weiter. Das Land - in dem im kommenden März die Landtagswahl ansteht - verliere eine «großartige Persönlichkeit» und «den großartigsten Landeshauptmann».
Altkanzler und ÖVP-Politiker Wolfgang Schüssel hat den verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider als «hochbegabten Politiker mit Leib und Seele» gewürdigt. Mit Haider sei es im Jahr 2000 gelungen, ein Reformprogramm für Österreich zu erarbeiten und umzusetzen, zitierte die österreichische Tageszeitung «Der Standard» den Politiker. Er habe seine Ziele stets mit Leidenschaft und großer Zielstrebigkeit verfolgt: «Haider war ein engagierter Sozialpolitiker der zuhören konnte, der sich den Menschen verbunden fühlte und das auch vorlebte.» (nz/AP/dpa)
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