Ober-Piratin Schramm hat Ärger mit ihrem Buch

Die 26-jährige Politologin hat ein Buch übers (Sex-) Leben im Netz geschrieben und verstößt gleich gegen die Grundsätze ihrer Partei: Ein Umsonst-Exemplar muss wieder verschwinden
lku/va |
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MÜNCHEN Der Piratenpartei ist das Urheberrecht ein Dorn im Auge: Ginge es nach ihren Anhängern, soll Kunst für jeden kostenlos verfügbar sein. Über das Internet soll man alles frei teilen können – auch Bücher. Doch jetzt hat ausgerechnet Vorstandsmitglied und Vorzeige-Piratin Julia Schramm gegen die eigenen politischen Standpunkte verstoßen. 

Die 26-jährige Politologin hat gerade ein Buch beim Knaus-Verlag veröffentlicht: „Klick Mich - Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin” – zu haben im Buchhandel für 16,99 Euro. Und nach typischer Piratenmanier haben Netzaktivisten das Werk gleich nach Erscheinen als kostenlose PDF ins Internet gestellt. Doch dagegen ging der Verlag im Namen der Autorin umgehend vor, das Buch ist auf der Seite nicht mehr verfügbar. Die eigene politische Zielgruppe wütet nun und bescheinigt Schramm eine Doppelmoral.

Schließlich bezeichnete Schramm selbst das Konzept geistigen Eigentums einmal öffentlich als „ekelhaft”. Was jetzt geschieht, wirkt wie ein Sinneswandel im Angesicht von Geld und Autorenruhm. Kein Wunder: Laut FAZ soll sie 100000 Euro Vorschuss erhalten haben - ein irre hoher Betrag für eine Erstautorin.

Dass ihr Verhalten soviel Unverständnis erzeugt, kann die Autorin nicht nachvollziehen. Sie sieht keinen Widerspruch zu ihren politischen Positionen: Die Buchveröffentlichung bedeute nicht, „dass ich an geistiges Eigentum glaube und der Meinung bin, dass meine Worte geschützt werden müssen”. Das Schreiben sei für sie nur ein gut bezahlter Job, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdiene.

Das Buch selbst soll einen Einblick geben, wie es sich lebt als „digital native”. Als Mensch der mit dem Netz aufwuchs – etwa Jahrgang 1980, eher jünger. Was Kritiker aussetzen: Schramm philosophiert mehr schlecht als recht. 

Dazu gehört auch das Kapitel „Sex geht auch online”, in dem sie eine Einführung über Cypersex gibt: Sie beschreibt, wie erregend es ist, einem Chat-Freund von einem erfundenen One-Night-Stand zu schreiben. „Er beugt sich über mich mit seinem durchtrainierten Körper, blickt mich von oben an, umarmt mich und ich spüre eine Explosion, die durch meinen Körper fährt”, schreibt sie. „Ein tiefes Seufzen entringt sich mir. Immer und immer wieder. Schließlich trägt er mich, immer noch in mir, meine Beine um ihn geschlungen, ins Wasser. Ich lasse mich auf die Wasseroberfläche fallen und genieße die sanften Stöße.”

Sex sells, das weiß auch die Ober-Piratin

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