Obamas Brief an Merkel – war er unzustellbar?

Symbolträchtig für das schwierige Verhältnis: Ein Schreiben an Merkel verschwindet einfach. Vize-Regierungssprecher Christoph Stegmans flüchtete sich ob des peinlichen Verlusts in Schachtelsätze.
SEOUL Am Ende sorgte sogar ein verschwundener Brief des US-Präsidenten für Trubel: Kurz vor dem G20-Treffen schrieb Barack Obama an seine Kollegen und bat um Unterstützung. Doch im Gegensatz zu anderen Regierungschefs kam dieser Brief bei Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht an, zumindest nicht rechtzeitig vor dem Gipfel. Die langsame Post? Schlamperei im Kanzleramt?
Vize-Regierungssprecher Christoph Stegmans flüchtete sich ob des peinlichen Verlusts in Schachtelsätze. Er sei sich zwar sicher, dass alles, was Obama schrieb, beim Treffen der beiden in Seoul dann auch angesprochen wurde. „Aber ob jetzt der Brief als solches in seiner physischen Gestalt mittlerweile im Kanzleramt eingegangen ist oder man einen anderen Weg gefunden hat, ihn der Bundeskanzlerin noch vor oder während des Gipfels zuzustellen“ – das müsse noch geklärt werden, holperte Stegmans.
So oder so – das Kräftemessen der beiden ungleichen Regierungschefs endete in Südkorea eher mit einem Sieg für Merkel. Sie konnte die weitgehenden Forderungen der USA abblocken. Obama hatte vom Gipfel Beschlüsse gefordert, die den deutschen Export bremsen sollten. Unter anderem durch den sieht Obama die US-Wirtschaft in der Bredouille.
Doch da gingen die G20 nicht mit, auch beim Währungsstreit mit China ließen die anderen Staatschefs Obama alleine. Merkel freute sich: einen neuen „Geist der Kooperation“ sah sie am Werk. Der aber erschließt sich Obama noch nicht so ganz: vielleicht Stoff für einen ergiebigen Briefwechsel.