Obama will Todesstrafe für Kinderschänder

Vielen gilt der demokratische Senator als etwas unerfahren und: zu weich. Das könnte ihn am Ende wichtige Stimmen kosten. Deshalb wohl präsentiert er sich in einer Frage nun als Hardliner.
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Versucht noch nicht Siegesgewissheit auszustrahlen: Obama
ap Versucht noch nicht Siegesgewissheit auszustrahlen: Obama

Vielen gilt der demokratische Senator als etwas unerfahren und: zu weich. Das könnte ihn am Ende wichtige Stimmen kosten. Deshalb wohl präsentiert er sich in einer Frage nun als Hardliner.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama befürwortet trotz des gegenteiligen Urteils des Obersten Gerichtshofs die Todesstrafe für Kinderschänder. Die Vergewaltigung eines sechs oder acht Jahre alten Kindes sei ein derart abscheuliches Verbrechen, dass die Anwendung der Todesstrafe unter strengen Auflagen zumindest möglich sein müsse, sagte Obama am Mittwoch in Chicago. Eine umsichtige und genauestens überprüfte Anwendung der Todesstrafe in Einzelfällen könne kein Verstoß gegen die Gebote der Verfassung sein, sagte der designierte Präsidentschaftskandidat weiter.

Wenn ein Bundesstaat dies entscheide, sollte er diese Täter zum Tode verurteilen können. Deswegen lehne er das pauschale Verbot der Strafe ab, erklärte Obama. Der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain kritisierte das Urteil ebenfalls. Die Entscheidung sei ein Rückschlag für all jene, die versuchten, «diese schändlichen Verbrecher für das verabscheuungswürdigste Verbrechen» zu bestrafen. Der Oberste Gerichtshof hat die Anwendung der Todesstrafe bei verurteilten Vergewaltigern von Kindern am Mittwoch als nicht rechtens bezeichnet.

Gericht: «keine verhältnismäßige Strafe»

Das Gesetz verstoße gegen das von der Verfassung vorgegebene Verbot grausamer und ungewöhnlicher Bestrafung, entschied das Gericht in Washington. Das Urteil fiel mit fünf zu vier Stimmen. «Die Todesstrafe ist keine verhältnisgemäße Strafe für die Vergewaltigung eines Kindes», begründete Richter Anthony Kennedy die Mehrheitsmeinung. Obama ist - wie die allermeisten US-Politiker - ein Verfechter der Todesstrafe, er wirbt aber für deren umsichtigen Einsatz. Als Abgeordneter im US-Staat Illinois war Obama daran beteiligt, die Gesetze zur Anwendung der Todesstrafe zu überarbeiten, um eine Verurteilung Unschuldiger noch besser ausschließen zu können. In seinem 2006 erschienen Buch «Audacity of Hope» (Hoffnung wagen) schrieb Obama: «Obwohl mir alle Belege zeigen, dass die Todesstrafe nur wenig tut, um Verbrechen zu verhindern, glaube ich, dass es einige Verbrechen gibt - mehrfachen Mord, die Vergewaltigung und Tötung von Kindern -, die so schändlich sind, so völlig inakzeptabel, dass die Gesellschaft das Recht hat, ihre Empörung mit der Todesstrafe voll zum Ausdruck zu bringen.»

Fall in Louisiana als Auslöser

In den USA wurde seit 44 Jahren niemand mehr für ein Verbrechen hingerichtet, bei dem das Opfer nicht zu Tode kam. 1977 verbot das Oberste Gericht Hinrichtungen für Vergewaltigungen, bei denen das Opfer eine erwachsene Frau war. In 45 US-Staaten ist die Todesstrafe als Urteil für Vergewaltigungen jeglicher Art verboten. Fünf Staaten erlauben Hinrichtungen für verurteilte Vergewaltiger von Kindern. Das Urteil ging auf einen Fall in Louisiana zurück, dort sitzen zwei Vergewaltiger von Kindern in der Todeszelle. (AP)

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