Obama: Kein Friedensapostel
Auch eine Politik der Stärke darf nicht stehen bleiben. Matthias Maus, der Chefreporter der AZ über Obamas Besuch in Osteuropa.
Er kommt mit einer schweren Last, und er hatte keine gute Nachrichten im Gepäck. Barack Obama hat in Polen starke Worte gewählt. Er hat nicht gesagt, was manche angesichts der Krise in der Ukraine wohl hören wollten. Aber Nachgiebigkeit, Zurückhaltung gegenüber Moskau, das konnte er seinen Gastgebern unmöglich zumuten.
Auch wenn das manch Putin-Versteher hierzulande nicht wahrhaben will. Obama hatte keine Wahl. Hätte er den Polen nicht den Schutz der Nato garantiert, es wäre nicht nur in Warschau, sondern auch bei den anderen ehemaligen Ostblock-Staaten als Schwäche verstanden worden, als eine Schwäche, auf die Putins Neo-Imperialismus baut.
Zurückweichen vor einer Politik der Stärke und der Gewalt ist in den Ländern des Westens seit dem Münchner Abkommen von 1938 als Appeasement verpönt. Insofern konnte der Friedensnobelpreisträger hier nicht nicht Friedensapostel geben.
Und dennoch bleibt richtig, dass auch eine Politik der Stärke nicht stehen bleiben darf. Die zuletzt wenig erfolgreiche US-Diplomatie muss auf Zwischentöne und Rückzugsmanöver achten, mit denen Putin den Konflikt gesichtswahrend entschärfen will.
Dass der Dialog nicht abreißen darf, dass die Politiker die Oberhand behalten über die Scharfmacher, dass ist eine Aufgabe, bei der sich die Europäer hervortun können. Sie ist groß und schwierig, unlösbar ist sie nicht.