Obama erobert Republikaner-Hochburg

Der Auftakt zur Wahl in einem Dorf in New Hampshire wendete sich zu Obamas Gunsten. Doch für ihn gab es auch eine schlechte Nachricht.
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Versucht noch nicht Siegesgewissheit auszustrahlen: Obama
ap Versucht noch nicht Siegesgewissheit auszustrahlen: Obama

Der Auftakt zur Wahl in einem Dorf in New Hampshire wendete sich zu Obamas Gunsten. Doch für ihn gab es auch eine schlechte Nachricht.

40 Jahre lang war das Dörfchen Dixville Notch im US-Bundesstaat New Hampshire in den Händen der Republikaner. Doch jetzt hat der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama die 40-jährige Vorherrschaft gebrochen. Um Mitternacht kurz nach Öffnung der Wahllokale am Dienstag votierten 15 Wahlberechtigte für Obama, für seinen republikanischen Rivalen John McCain stimmten sechs Wahlberechtigte.

Die ersten wahlberechtigten Amerikaner geben seit 1960 in Dixville Notch, unweit der kanadischen Grenze, bereits kurz nach Mitternacht ihre Stimmen ab. Bisher gelang es allein Hubert Humphrey 1968 als demokratischer Kandidat, in diesem Wahllokal zu siegen. Die anderen Wahllokale in New Hampshire, bis auf das in Hart's Location, öffnen um 6 Uhr Ortszeit. In Hart's Location kann auch ab Mitternacht abgestimmt werden. Zunächst lagen aber keine Ergebnisse vor.

«Early Voting» als Vorteil für Obama

Ob der demokratische Kandidat Barack Obama wie von den Demoskopen erwartet die Wahl gewinnt oder ob sein republikanischer Rivale John McCain doch noch siegt, steht erst in der Nacht zum Mittwoch fest. Allerdings haben diesmal auch 29 Millionen Bürger in 30 der 50 US-Staaten die Möglichkeit genutzt, schon vor Öffnung der Wahllokale am Dienstag ihre Stimme abzugeben. Die hohe Beteiligung an diesem «Early Voting» wurde als Vorteil für Obama betrachtet. Wahlberechtigt waren am Dienstag insgesamt 213 Millionen Bürger. Nach einer letzten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup für die Zeitung «USA Today» wollen 53 Prozent der Befragten den demokratischen Kandidaten Barack Obama als neuen Präsidenten, 42 Prozent sind für den Republikaner John McCain. In anderen Umfragen betrug der Vorsprung für Obama aber lediglich sieben bis acht Prozentpunkte. Nach jüngsten Umfragen der Universität Quinnipiac führt Obama in den beiden als möglicherweise entscheiden betrachteten Staaten Ohio und Pennsylvania, während sich in Florida ein Kopf-an-Kopf-Rennen abzeichnet. Gewählt werden am Dienstag 538 Wahlmänner in den 50 einzelnen Staaten sowie im Hauptstadtbezirk Washington D.C. Derjenige Kandidat, der in einem Staat die meisten Stimmen bekommt, erhält alle Wahlmännerstimmen dieses Staates. Sobald ein Kandidat mindestens 270 Wahlmännerstimmen gesammelt hat, ist die Wahl entschieden.

Wahlkampfmarathon bis zur letzten Minute

Wenige Stunden vor Öffnung der Wahllokale in den USA kämpften Obama und McCain noch um jede Stimme. Dabei beschränkte sich Obama auf Kundgebungen in drei US-Staaten, in denen vor vier Jahren die Republikaner von Präsident George W. Bush gewannen. Deren Kandidat McCain eilte am letzten Tag des Wahlkampfs durch sieben bis zuletzt besonders umkämpfte Staaten. «Ich bin ein Amerikaner, und ich habe mich entschieden zu kämpfen», rief McCain am Montag auf Kundgebungen in Florida, Pennsylvania, Indiana und Virginia aus. Der 72-Jährige wurde anschließend auch noch in New Mexico, Nevada und Arizona erwartet. Am Montag war McCain damit insgesamt 18 Stunden unterwegs. Sein Wahlkampfmanager Rick Davis sagte, in den Staaten im Westen der USA gebe es hoffnungsvolle Trends auf einen Umschwung in den Umfragen. Deswegen setzte McCain sogar am Wahltag noch Auftritte in New Mexico und Colorado an. Obama war am Montag in Florida, North Carolina und Virginia unterwegs - lauter Staaten, die auf der politischen Landkarte der USA bisher in der roten Farbe der Republikaner markiert sind, in denen am Dienstag aber eine Mehrheit für den demokratischen Kandidaten möglich ist.

Obama dankt McCain für Kondolenz

Vor mehreren zehntausend Menschen in Charlotte, North Carolina, gedachte Obama am Montag seiner tags zuvor verstorbenen Großmutter. «Sie ist heimgegangen», sagte er und versetzte die Menge mit einer emotionalen Ansprache in eine ungewohnte Stille. Seine Großmutter habe zu den zahllosen stillen Helden Amerikas gehört, die sich aufopferungsvoll für ihre Kinder und Enkel einsetzten, sagte Obama und fügte hinzu: «In nur einem Tag haben wir die Gelegenheit, all diese stillen Helden zu ehren. Wir können den Wechsel für Amerika bringen um sicherzustellen, dass ihre Arbeit und ihr Opfer Anerkennung finden.» Obamas Großmutter Madelyn Payne Dunham starb im Alter von 86 Jahren auf Hawaii. Der Senator hatte im Oktober seinen Wahlkampf unterbrochen, um an das Krankenbett seiner an Krebs leidenden Großmutter zu eilen. Jetzt teilte die Familie mit, dass nach Abschluss des Wahlkampfs eine private Trauerfeier geplant sei. Der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain kondolierte dem politischen Gegner. Zusammen mit seiner Frau Cindy veröffentlichte er eine Erklärung mit den Worten: «Unsere Gedanken und Gebete gehen hinaus zu ihnen.» Obama dankte McCain für sein Mitgefühl.

Auch Neuwahl des Parlaments

Bewusst im Hintergrund hielt sich zuletzt Amtsinhaber George W. Bush, dessen Popularität in zwei Amtszeiten drastisch gesunken ist. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, sagte, Bush halte sich aus der Öffentlichkeit heraus, «weil die Republikanische Partei wollte, dass es bei dieser Wahl um John McCain geht». Neben der Präsidentschaftswahl standen am Dienstag auch Kongress- und Gouverneurswahlen sowie mehrere Volksabstimmen an. Neu zu wählen waren alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Dort hofften die Demokraten auf eine Ausweitung ihrer Mehrheit von bislang 235 zu 199 Mandaten bei einem vakanten Sitz. Außerdem war der Senat zu einem Drittel neu zu wählen. Von den 35 zur Wahl stehenden Senatssitzen wurden bislang 23 von den Republikanern und 12 von den Demokraten gehalten. Insgesamt gibt es im Senat bisher 49 Republikaner, 49 Demokraten und zwei Unabhängige. Von den 50 Gouverneuren der Einzelstaaten waren elf neu zu wählen. Das Augenmerk richtete sich dabei besonders auf drei Staaten mit knappen Mehrheitsverhältnissen: Indiana, North Carolina und Washington. (AP/dpa)

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