Obama entsendet Militäreinheit in den Irak

Eine Woche nach Beginn des Islamistensturms im Irak formiert sich national und international immer stärkere Gegenwehr.
dpa |
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Bagdad/Washington - Die US-Regierung entsendet eine 275 Mann starke Spezialeinheit in den Irak, um die Botschaft in Bagdad und die dort arbeitenden Amerikaner zu schützen. 170 davon sind nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums bereits seit dem Wochenende in der irakischen Hauptstadt. Die Truppe sei wenn nötig auch für den Kampf gerüstet, teilte US-Präsident Barack Obama in einem Brief an den Kongress mit. Die USA sorgen sich um die Stabilität der Region und fürchten einen Zerfall des irakischen Staates.

Nördlich von Bagdad lieferten sich kurdische und irakische Soldaten am Dienstag heftige Gefechte mit Kämpfern der Terrorgruppe Isis. Wie das Nachrichtenportal "Sumaria News" berichtete, verhinderten Sicherheitskräfte in der Provinz Kirkuk einen Angriff sunnitischer Extremisten der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) auf einen Schiitenschrein. In der Provinz Dijala seien bei Gefechten mindestens 19 radikale Islamisten getötet worden, hieß es weiter.

Die Terrorgruppe Isis hatte Anfang vergangener Woche die zweitgrößte nordirakische Stadt Mossul eingenommen und war tagelang praktisch ungehindert Richtung Bagdad vorgedrungen. Inzwischen haben sich kurdische und irakische Streitkräfte neu formiert und leisten zusammen mit zahlreichen Freiwilligen Gegenwehr. Viele Schiiten meldeten sich zum Dienst an der Waffe, um sich den Dschihadisten entgegenzustellen. Die jüngste Eskalation dürfte die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten im Irak noch weiter vorantreiben.

Der Regierungschef der kurdischen Provinzen im Nordirak schlug Autonomieregionen für sunnitische Muslime in dem arabischen Land vor. Der kurdische Ministerpräsident Nechirvan Barsani sagte dem Nachrichtensender BBC, der beste Weg aus der Krise wäre die Einrichtung einer eigenständigen Sunnitenregion - ähnlich den autonomen kurdischen Gebieten. Dem schiitischen irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki warf er vor, die Sunniten mit seiner Politik systematisch ausgeschlossen zu haben.

Der Irak-Konflikt führt auch einstige Erzfeinde zusammen. Nach den USA bestätigte am Dienstag auch der Iran Verhandlungen mit den USA in Wien über die Krise im Irak. "Ja, wir haben auch die Brutalitäten der Isis im Irak besprochen", sagte der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Am Rande der Atomverhandlungen in Wien traf Sarif den amerikanischen Vizeaußenminister William Burns.

Der schiitische Iran befürchtet eine Machtübernahme im schiitisch regierten Irak durch die radikalen Isis-Sunniten. Der iranische Präsident Hassan Ruhani hatte sich grundsätzlich offen für eine Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen die Gruppe gezeigt.

Zur entsandten Spezialeinheit teilte Obama mit: "Diese Einheit wird im Irak bleiben, bis die Sicherheitslage es nicht länger erfordert." Die irakische Regierung habe dem Schritt zugestimmt. Zu den bereits eingetroffenen Spezialisten kämen noch etwa 100 weitere, die, falls erforderlich, Flugplätze verwalten, logistische Maßnahmen unterstützen und zur Sicherheit beitragen sollen.

Nach Einschätzung des Nahost-Experten Michael Lüders bereiten die USA wahrscheinlich Militärschläge auf Isis-Stellungen vor. Beim angekündigten Einsatz der Spezialeinheit gehe es nicht nur darum, amerikanische Bürger zu schützen, sagte Lüders dem Sender n-tv.

Dem Siemens-Konzern gelang es nach tagelanger Unsicherheit, eine Gruppe von 50 Technikern aus einem von Isis kontrollierten Gebiet ausfliegen zu lassen. Nach Informationen von "Spiegel Online" wurden 50 Siemens-Beschäftigte gerettet, darunter auch acht Deutsche. Die Siemens-Leute wurden mit einem Militärhubschrauber und einem Charter-Flugzeug ausgeflogen. Sie waren in einem Kraftwerk 200 Kilometer nördlich von Bagdad mit Modernisierungsarbeiten beschäftigt. Das Auswärtige Amt bestätigte am Dienstag, dass alle in Sicherheit sind.

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