Obama: „Die Welt blickt auf den Iran“

Die Gewalt auf den Straßen wird immer härter - allein am Wochenende soll es 19 Tote gegeben haben. Im Netz kursieren Videos vom Mord an einer Demonstrantin. Das Regime knüppelt die Proteste nieder, die Welt mahnt besorgt. Und Oppositionsführer Mussawi ist bereit, als Märtyrer zu sterben
von  Abendzeitung
Die Protestwelle erfasst längst auch viele normale Bürger - das Regime setzt Tränengas gegen sie ein.
Die Protestwelle erfasst längst auch viele normale Bürger - das Regime setzt Tränengas gegen sie ein. © dpa

TEHERAN - Die Gewalt auf den Straßen wird immer härter - allein am Wochenende soll es 19 Tote gegeben haben. Im Netz kursieren Videos vom Mord an einer Demonstrantin. Das Regime knüppelt die Proteste nieder, die Welt mahnt besorgt. Und Oppositionsführer Mussawi ist bereit, als Märtyrer zu sterben

Die Gewalt wächst: Die Menschen im Iran trotzen dem von oberster Stelle erlassenem Demonstrationsverbot – und das Regime schlägt immer brutaler auf sie ein. Am Wochenende gab es mindestens zehn Tote. Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi sagte, er sei bereit zum Märtyrertod. Und nun mischt sich auch der Westen immer offener ein: US-Präsident Barack Obama und Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel stellten sich auf die Seite der Demonstranten.

Ein Kanal des staatlichen iranischen Fernsehens sprach von zehn Toten am Wochenende, ein anderer von 13 Toten. Laut CNN und iranischen Bloggern sind es 19 Tote.

"Wenn sie mich verhaften, dann tretet in den Generalstreik"

Da die wenigen nach der Wahl verbliebenen ausländischen Medien starken Beschränkungen unterworfen sind, gibt es derzeit kaum unabhängige Berichte. Die Opposition nutzt vor allem die Internetplattform Twitter, um von den Protesten zu berichten. Sie hat auch ein Video ins Internet gestellt, auf dem eine junge Demonstrantin, die am Straßenrand steht, von einem offenbar gezielten Schuss ins Herz getroffen wird und binnen Minuten stirbt.

Das Regime scheint entschlossen, den Aufstand nun mit aller Härte zu ersticken. Dennoch gingen wieder Zehntausende auf die Straßen, auch Mussawi selbst. „Ich werde den Kampf bis zum Ende fortsetzen. Ich bin bereit, zum Märtyer zu werden.“ Und: „Wenn sie mich verhaften, dann tretet in den Generalstreik!“ Auf seiner Facebook-Seite bittet Mussawi nun um Tipps, wie man einen landesweiten Ausstand organisiert.

"Wir sind zu weit gegangen, um aufzuhören"

Die Staatsmacht ging brutal dazwischen, sowohl reguläre Polizei wie auch die gefürchteten Bassidsch-Milizen. Auch Helikopter wurden gegen Demonstranten eingesetzt. „Die Straßen sind voll von Steinen und Feuer“, berichten Twitterer. „In den Nebenstraßen öffnen sich Haustüren, Leute nehmen Flüchtende auf, die Flure sind voller Verletzter.“

Auch mehrere Botschaften öffneten ihre Tür für die bedrängten Demonstranten, auch die deutsche Vertretung. „Mussawi, wir sind zu weit gegangen, um aufzuhören“, schreibt „persiankiwi“. „Wir sind bereit, mit dir in den Tod zu gehen.“ Während in Twitter zuvor eher nüchtern erörtert wurde, wie was zu organisieren sei, macht sich immer mehr Angst bemerkbar.

Rafsandschanis Tochter festgenommen

Hunderte wurden festgenommen, darunter auch Faeseh Haschemi, die Tochter des einflussreichen Politikers Ali Rafsandschani. Auch seien mehrere Verletzte aus der Klinik heraus weggebracht worden, berichten Ärzte.

Die Welt reagierte immer besorgter. Im Iran droht die Eskalation, sagt der deutsche Außenminister Steinmeier. „Das Land steht am Scheideweg.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte: „Deutschland steht auf Seiten der Menschen im Iran, die ihr Recht auf Meinungsäußerung wahrnehmen wollen.“ Sie forderte eine Neuauszählung der umstrittenen Wahl. US-Präsident Barack Obama: „Die iranische Regierung muss erkennen, dass die Welt auf sie blickt. Hiermit entscheidet sich, was der Iran ist.“ tan

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