Obama besichtigt seinen neuen Arbeitsplatz

Der Übergang will angesichts der Finanzkrise schnell organisiert sein. Deshalb traf der gewählte US-Präsident seinen noch regierenden Amtsvorgänger zu einem «Privatgespräch» im Weißen Haus.
von  Abendzeitung
Freundlich geleitete der Amtsinhaber seinen Nachfolger ins Oval Office
Freundlich geleitete der Amtsinhaber seinen Nachfolger ins Oval Office © dpa

Der Übergang will angesichts der Finanzkrise schnell organisiert sein. Deshalb traf der gewählte US-Präsident seinen noch regierenden Amtsvorgänger zu einem «Privatgespräch» im Weißen Haus.

Der künftige US-Präsident Barack Obama hat sich am Montag erstmals seinen neuen Arbeitsplatz angesehen - das Oval Office im Weißen Haus. Obama und seine Frau Michelle trafen am Nachmittag (Ortszeit) auf Einladung von Amtsinhaber George W. Bush vor dem Präsidentensitz in Washington ein, wo ihnen ein herzlicher Empfang bereitet wurde.

Bush und seine Frau Laura begrüßten die Obamas wie Gäste bei einem Staatsbesuch. Allerdings fehlte das protokollarische Zeremoniell, und es wurden auch keine Reden gehalten.

Offiziell ein privates Treffen

Der Besuch wurde offiziell als privates Treffen bezeichnet, doch war klar, dass Bush und Obama auch über die zahlreichen politischen Herausforderungen sprechen würden, die vor dem neuen Präsidenten liegen. Diese reichen von der Wirtschaftskrise bis zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan. Er gehe mit dem Gefühl in das Treffen, dass eine Zusammenarbeit aller Parteien angesichts der derzeitigen schwierigen Lage notwendig sei und dass dies auch allen bewusst sei, erklärte Obama in der vergangenen Woche. Bush geleitete Obama denn auch gleich ins Oval Office, während sich die derzeitige und die künftige First Lady zu einem eigenen Gespräch unter vier Augen zurückzogen.

«Seine Vorstellung der Amtsführung»

Bushs Stabschef Josh Bolten sagte vor dem Treffen: «Ich bin sicher, dass jeder von ihnen eine Liste mit Themen hat. Ich weiß, dass der Präsident versuchen wird, Obama seine Vorstellung von der Führung der Amtsgeschäfte zu vermitteln. Aber wie das genau verlaufen wird, weiß ich auch nicht.» In seinem Wahlkampf hatte der Demokrat Obama seinen republikanischen Konkurrenten John McCain immer wieder mit der Politik von Bush in Verbindung gebracht, die er als gescheitert bezeichnete. Bush hatte zwar McCain unterstützt, würdigte dann aber den Sieg Obamas, der nun als erster Schwarzer ins Weiße Haus einzieht, als Triumph der Geschichte Amerikas. Er lud Obamas Familie herzlich ins Weiße Haus ein. Obama dankte für die Einladung und machte deutlich, dass es derzeit nur einen Präsidenten in den USA gebe, und das sei Bush. Am 20. Januar übernimmt Obama das Amt. Angesichts der häufigen Angriffe Obamas auf Präsident Bush im Wahlkampf kommentierten am Montag aber viele Medien, die Begegnung könne für beide Seiten unbehaglich ausfallen - «vielleicht unangenehm», wie etwa die «New York Times» meinte.

200 Verfügungen revidieren

Nur kurz vor dem Treffen war bekanntgeworden, dass das Obama-Team eine Liste von etwa 200 Bush-Verfügungen zusammengestellt hat, die schon kurz nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten rückgängig gemacht werden könnten. Darunter sind nach einem Bericht der «Washington Post» etwa Maßnahmen zum Klimawandel, zur Stammzellenforschung und zum Abtreibungsrecht. Der neue Präsident werde aber etwaige Änderungen erst nach Beratungen mit seinen Kabinettsmitgliedern bekanntgeben, hieß es am Montag in der «New York Times» unter Berufung auf wichtige Obama-Berater. (AP/dpa)

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