Nur Verlierer

Matthias Maus, der Chefreporter der AZ schreibt über die Unruhen in Ägypten.
Matthias Maus |
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Es ist die Stunde der Pessimisten. Alle, die vor dem Sturz ins Chaos warnten, die den arabischen Frühling nicht als Hoffnungsschimmer, sondern als Vorboten für heilloses Durcheinander sahen, dürften sich in Ägypten bestätigt sehen. Der Wandel scheint gescheitert, die „arabische Straße“ nicht reif für die Demokratie. Das ist, trotz der schrecklichen Bilanz von mehr als 500 Toten an zwei Tagen, zu kurz, zu zynisch gedacht.

Was sich jetzt abspielt auf den Straßen Kairos, ist tatsächlich keine Überraschung. Warum sollte die beträchtliche Zahl von Ägyptern, die nach dem Sturz von Mubarak Hoffung in eine anderen Staat setzten, und die Mursi gewählt haben, weniger wütend sein als die Aufständischen vom Tahrir-Platz? Die Übergangsregierung prügelt und schießt, ermutigt vom Militär.

Getroffen wird eine Menge, die sich zu recht betrogen fühlt – vielleicht auch von Mursi, ganz sicher aber von denen, die ihm jetzt nachfolgen. Derzeit scheint es nur Verlierer zu geben. Die Gemäßigten, die westlich Orientierten, die Religiösen, das Militär. Auch den Offizieren wird es nicht gelingen, den Status wie unter Mubarak zurückzubringen.

Die Revolution ist Fakt, die Paste ist sozusagen aus der Tube, und niemand kann sie zurückdrängen. Gesucht wird eine politische Kraft, die eine wie auch immer geartete Versöhnung auf den Weg bringen könnte. Die Tatsache, dass sie nicht in Sicht ist, heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Die Suche geht weiter.

 

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