Nur selten werden Schleuser geschnappt
Einsatz auf der Autobahn: Polizisten durchsuchen einen Kleintransporter mit slowakischem Kennzeichen. „Wir überprüfen, ob sich jemand auf der Ladefläche befindet“, erklärt eine Beamtin auf einem Parkplatz zwischen Rastatt und Karlsruhe. An dem Fahndungstag gegen illegale Einwanderung und Schleuserkriminalität sind 85 Ermittler von Bundespolizei, Landespolizei und Zoll beteiligt. An sieben Kontrollstellen im Großraum Karlsruhe werden Autos und Busse angehalten. Auch in der S-Bahn wird kontrolliert.
Wer wird angehalten, welches Auto herausgewunken, welcher Reisebus durchsucht? „Da muss man mit Fingerspitzengefühl vorgehen“, antworten die Bundespolizisten. Gezielte Kontrollen von Menschen mit anderer Hautfarbe, fremden Gesichtszügen oder sichtbarer Religionszugehörigkeit, verstoßen gegen das Verfassungsrecht. „Im Einsatz gegen illegale Einreise haben wir andere Fahndungsraster“, versichern die Bundespolizisten.
Für die Überprüfung von Reisenden in Zügen nennt die Bundespolizistin Carolin Bartelt drei Anhaltspunkte: größere Gruppen von Menschen, viel Gepäck und Orientierungslosigkeit auf dem Bahnhof.
Bei Autos und Bussen ist das schwieriger. Ein Fahnder entscheidet: „Diesen Bus gucken wir uns mal an!“ Er und seine Kollegen treffen in dem kaum besetzten Fernreisebus von Frankfurt nach Belgrad auf eine serbische Familie mit einem kleinen Jungen. Ruhig warten die drei den Einsatz ab.
Auf die Dokumentenprüfung spezialisierte Fahnder untersuchen ihre Papiere. Die Reisenden sind abgelehnte Asylbewerber, am nächsten Tag läuft die Frist zum Verlassen von Deutschland ab. „Da sie sich in einem Ausreisebus befinden, ist das alles in Ordnung“, sagt Bundespolizistin Bartelt. Auch Drogenspürhund Dark findet nichts Verdächtiges.
500 Euro kostet die illegale Fahrt von Italien nach Deutschland
Am Karlsruher Hauptbahnhof unterhält die Bundespolizei zwei Zellen. Bei den Kontrollen werden 422 Menschen und 80 Fahrzeuge überprüft. Dabei registrieren die Beamten vier Fälle von illegaler Migration. „Die sind unerlaubt eingereist. Da haben wir keine andere Möglichkeit, als das zu verfolgen“, erklärt Wenzel.
Jede von der Polizei registrierte illegale Einreise wird erfasst. Von den Flüchtlingen werden Fingerabdrücke genommen, sie werden fotografiert. Falls sie Pässe bei sich haben, werden ihnen diese bis zum Abschluss des Asylverfahrens weggenommen. Dann werden sie befragt.
Das Interesse richtet sich bei der Vernehmung von Flüchtlingen vor allem auf Erkenntnisse zur Identität von Schleusern, denen die Afrikaner oder Syrer auf dem letzten Abschnitt ihrer Flucht von Italien nach Deutschland meist 500 Euro geben müssen.
Schleuser zu ermitteln, sei ein ziemlich aufwendiges Puzzlespiel, sagt Bundespolizist Wenzel. Die vermehrten Kontrollen in Zügen haben laut der Bundespolizei zur Folge, dass Flüchtlinge öfter mit Kleintransportern oder Reisebussen nach Deutschland gebracht werden. Es gebe Hinweise, dass die Schleuser über den mobilen Dienst WhatsApp unmittelbar auf Maßnahmen der Polizei reagierten: „Sie sagen dann: ‚Fahrt eine andere Route, hier kontrolliert die Polizei’.“
Bundespolizist Roth zeigt sich empört über Fälle, in denen Flüchtlinge von Schleusern massiv unter Druck gesetzt werden. „Das ist manchmal schwer zu ertragen.“ An die eigentlichen Hintermänner komme die Polizei kaum ran.
- Themen:
- Bundespolizei
- Polizei