Nur noch Ruhe
AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über die Niederlage Gauweilers
Bei den Christen gibt’s seit 2011 Jahren einen Messias. Bei den Christsozialen inzwischen fast jedes Jahr einen neuen. Erst hatten sie sich erhofft, dass der ungeliebte Ex-Gesundheitsminister Horst Seehofer sie wiederbelebt. Als seine Therapie fehlschlug, beteten sie den jungen Karl-Theodor zu Guttenberg als Erlöser an. Auch das ging gründlich schief. Nun sollte Peter Gauweiler, der alternde Rebell, erste Hilfe leisten und ihre Sehnsucht nach einem Weg zurück in die gute alte Zeit stillen. In der die CSU noch eine vor Kraft strotzende Volkspartei war und nicht auf dem Totenbett lag.
Den Weg des Volkes in die Zukunft hat sie verschlafen. Beim Thema Familie, Frauen, Bildung hinkt sie nur noch hinterher. Mit ihrem Europa-Spagat droht auch ihr letzter Kraftquell, die bayerische Wirtschaft, zu versiegen. Die ersten laufen schon über zu Christian Ude, dem schlagfertigen, intellektuellen Münchner OB.
Gauweiler wäre für ihn der richtige Widerpart gewesen. Doch darum ging es am Ende nicht mehr. Auch nicht um die Europapolitik. Es ist kein politischer Richtungsstreit, dem er seine Niederlage zu verdanken hätte. Im Gegensatz zur Euro-Rettung ist die Lösung ganz einfach: Die einen hofften, dass die Partei nach den alten Rezepten aus dem Krankenbett wieder aufstehen könne. Bei den anderen setzte sich am Ende die Vernunft durch: Bloß nicht schon wieder einen neuen Hoffnungsträger. Sondern endlich Ruhe!