Nordkoreas Diktator Kim Jong Il schwer krank
Seoul (dpa) - Nordkoreas Militärmachthaber Kim Jong Il hat nach Informationen des südkoreanischen Geheimdienstes zwar einen Schlaganfall erlitten, hält die Zügel bei den Staatsgeschäften aber weiter in der Hand.
Kim sei noch nicht vollkommen wiederhergestellt, er erhole sich jedoch rasch, berichtete am Mittwoch der Oppositionsabgeordnete Won Hye Young in Seoul. Der staatliche Aufklärungsdienst hatte das Parlament über seine Einschätzung der Lage in Nachbarland unterrichtet. «In Pjöngjang gibt es kein Machtvakuum», sagte Won. Nordkorea war zuvor Spekulationen um eine schwere Erkrankung Kims entgegengetreten. Was Kim betreffe, gebe es keine Probleme, zitierte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo das protokollarische Staatsoberhaupt und die Nummer Zwei in der Machthierarchie des kommunistischen Landes, Kim Yong Nam, in Pjöngjang.
Der nordkoreanische Diktator hatte am Dienstag bei den offiziellen Feiern in der Hauptstadt Pjöngjang zum 60. Gründungstag des weitgehend isolierten Staates gefehlt. Dadurch hatten sich die jüngsten Spekulationen um seine Gesundheit verstärkt. Der 66 Jahre alte Kim, der an einer Herzschwäche und an Diabetes leiden soll, war seit Mitte August nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen. Kim hat nach südkoreanischen Angaben früher geraucht und war stark dem Alkohol zugetan, was Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind. Seine Gesundheit gilt als Staatsgeheimnis.
Südkoreas Präsident Lee Myung Bak berief am Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung seines Mitarbeiterstabs ein, um sich über die Lage in Nordkorea zu beraten. Die Regierung verfolge die Situation genau, um «Vorbereitungen für mögliche Notfälle (in Nordkorea) zu treffen», sagte ein Sprecher Lees. Das Vereinigungsministerium in Seoul teilte mit, dass es in «hoher Alarmbereitschaft» sei und versuche, an verlässliche Informationen zu Kim zu gelangen. Nach Angaben von Beamten des Verteidigungsministeriums wurden bisher keine ungewöhnlichen Bewegungen der nordkoreanischen Streitkräfte festgestellt.
Die südkoreanischen Informationen decken sich auch mit den Vermutungen eines US-Regierungsbeamten, wonach Kim möglicherweise einen Schlaganfall hatte. Die Erkrankung sei wahrscheinlich innerhalb der beiden vergangenen Wochen aufgetreten. Die südkoreanische Zeitung «Chosun Ilbo» hatte am Dienstag berichtet, dass Kim am 22. August zusammengebrochen sei.
Ein hoher nordkoreanischer Diplomat verurteilte laut Kyodo Berichte über den angeblich gesundheitlich schwer angeschlagenen Machthaber als «nicht nur wertlos, sondern Teil einer Verschwörung». Die Äußerungen des Gesandten für die Normalisierungsgespräche mit Japan, Song Il Ho, waren die erste Reaktion auf die Spekulationen um Kims Gesundheitszustand.
Die Feiern in Nordkorea am Dienstag waren von neuen Sorgen um die Atomwaffenpläne des Landes begleitet. Um seiner Forderung nach der zugesagten Streichung von der US-Liste der «Schurkenstaaten» und der Aufhebung von Handelssanktionen Nachdruck zu verleihen, hatte Nordkorea zuletzt mit der Wiederaufnahme der Herstellung von nuklearem Material gedroht.
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