Neuer Bericht über Pädophilie-Skandal

Ene neue Studie  belegt: In Vorläuferorganisationen des Berliner Grünen kam es zu sexuellem Missbrauch an Kindern
Verena Lehner / Lokales |
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Gestehen das Versagen ihrer Partei ein: Daniel Wesener und Bettina Jarasch, die Landesvorsitzenden der Berliner Grünen.
Gestehen das Versagen ihrer Partei ein: Daniel Wesener und Bettina Jarasch, die Landesvorsitzenden der Berliner Grünen.

Eine  Studie e belegt: In Vorläuferorganisationen des Berliner Grünen kam es zu sexuellem Missbrauch an Kindern

Die Debatte um Pädosexualität ist ein Teil der grünen Geschichte, und es ist klar, dass die Grünen an dieser Stelle mehr Offenheit gezeigt haben, als ihnen heute recht ist“ – so fasste Politikwissenschaftler Stephan Klecha vergangenen das Ergebnis der Studie zusammen, die die Parteiführung der Grünen selbst in Auftrag gegeben hat und die die Grünen 2014 dazu zwang, die dunklen Seiten ihrer Partei-Vergangenheit aufzuarbeiten.

Gestern stellten die Berliner Grünen-Landeschefs Bettina Jarasch und Daniel Wesener in Berlin einen weitere Studie vor, die pädophile Aktivitäten von Parteimitgliedern und Funktionären der Alternativen Liste in den Achtziger- und Neunzigerjahren untersucht hat. Das Ergebnis: Bei der Vorläuferorganisation der Berliner Grünen kam häufig zu sexuellem Missbrauch an Kindern.

Die neue Studie

Die Berliner Aufarbeitungskommission aus Grünen und externen Fachleuten hatte in den vergangenen Monaten parteieigene und andere Archivbestände gesichtet, Zeitzeugen befragt und Historiker recherchieren lassen. Die neue Untersuchung beleuchtet ein Missbrauchsnetzwerk innerhalb der damaligen Alternativen Liste. Laut der gestrigen Erklärung der Grünen sind zwei verurteilte pädosexuelle Straftäter in Berlin bekannt, die zum Zeitpunkt der Verurteilung Mitglied der Berliner Grünen waren. Einer der Männer ist 1995 einem geplanten Parteiausschluss durch Austritt zuvorgekommen. Beide Männer sind nicht mehr am Leben. Laut einem Bericht des „Tagesspiegel“ sollen sie die Arbeitsgemeinschaft „Jung & Alt“ innerhalb der Partei gegründet und in Kreuzberg einen Freizeitladen namens Falckenstein-Keller eingerichtet haben. Dort sollen sie Zeugen zufolge zahlreiche Jungen missbraucht haben, die sie vorher in Grundschulen angesprochen hatten.

Das Versagen

Die Berliner Grünen haben gestern ein „völliges Versagen“ im Umgang mit pädophilen Tätern und Einstellungen in den eigenen Reihen eingeräumt. „Wir schämen uns für das institutionelle Versagen unserer Partei, das durch unsere Recherchen so offenkundig und unleugbar geworden ist“, sagte die Berliner Grünen-Vorsitzende Bettina Jarasch bei der Vorstellung des Berichts der Kommission zur Aufarbeitung des Umgangs der Partei mit Pädosexualität bis Mitte der 1990er Jahre. Bei einer eigens eingerichteten Anlaufstelle meldeten sich inzwischen sieben Pädophilie-Opfer, in zwei Fällen könnte ein Zusammenhang der Taten zu den Grünen bestehen, teilt Peter mit. Sie erinnerte daran, dass die Grünen bereits 2014 ihre Pädophilie-Beschlüsse aus den 1980er Jahren offengelegt, sich davon distanziert und bei den Opfern entschuldigt hätten.

Der „Walter-Bericht“

Die Aufarbeitung der dunklen Vergangenheit der Grünen begann im Jahr 2013. „Die Grünen und die Pädosexualität“ – so lautete der Titel der Studie, die 2014 von den beiden Politologen Franz Walter und Stephan Klecha am Göttinger Institut für Demokratieforschung veröffentlicht wurde und die auch öffentlich einsehbar ist. Auf 19 Seiten beleuchtet der „Walter-Bericht“, wie er auch genannt wird, die pädophile Auch die beiden verurteilten pädosexuelle Straftäter, die im neuen Bericht genannt werden, kommen in diesem Bericht bereits vor. Vergangenheit der Partei. Eineinhalb Jahre haben die Wissenschaftler daran gearbeitet. Die Parteiführung der Grünen hatte Walters Institut im Frühjahr 2013 beauftragt, die Historie zum Thema Pädophilie zu erforschen. Die beiden Forscher veröffentlichten bereits einige Monate später – mitten im Wahlkampf – die ersten Ergebnisse. Darüber waren Anhänger der Partei und Mitglieder der Grünen alles andere als glücklich. Die Pädophilie-Debatte selbst und der Umgang mit ihre seitens der Grünen kostete der Partei Stimmen. Wie die Studie belegt schafften es einige propädophile Positionen in die Programme der Grünen. Zum einen über die Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Transsexuelle und Päderasten (SchwuP) und zum anderen über die „Nürnberger Indianerkommune“, eine der ersten Organisationen der Pädophiliebewegung. Die Grünen sahen in der Gruppe einen „Teil ihres organisatorischen Vor- und Umfelds“, wie es in der Studie heißt.

Fatale Beschlüsse

Laut dem „Walter-Bericht“ schaffte es die Forderung, Sex mit Kindern straffrei zu stellen, in folgende Programme von Grünen und Grünen Wählergemeinschaften: Köln 1979, Nordrhein-Westfalen 1980 und 1985, Göttingen 1981, Berlin 1981 und 1985, Bremen 1983, Rheinland-Pfalz 1983, Hannover 1981 und Hamburg 1982. Als Teil einer Minderheitsposition plädierte das erste Grundsatzprogramm der Partei 1980 für eine Legalisierung von pädosexuellen Kontakten.

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