Gefangenenaustausch geht weiter - Massive russische Angriffe

Die Kriegsparteien Russland und die Ukraine wollen nun ihren bisher größten Gefangenenaustausch abschließen. Ungeachtet dessen beschießt Russland Kiew weiter massiv mit Drohnen.
dpa |
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Die Ukraine hat in einer zweiten Etappe des bisher größten Austauschs von Kriegsgefangenen von Russland 307 Verteidiger zurückerhalten.
Die Ukraine hat in einer zweiten Etappe des bisher größten Austauschs von Kriegsgefangenen von Russland 307 Verteidiger zurückerhalten. © Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Kiew/Moskau

Begleitet von massiven russischen Angriffen auf ukrainische Städte wollen Moskau und Kiew heute ihren bisher größten Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn vor gut drei Jahren fortsetzen. In der Nacht starben in der ukrainischen Hauptstadt mindestens drei Menschen bei Drohneneinschlägen, wie die Militärverwaltung mitteilte. Mindestens zehn Menschen seien verletzt worden. Ungeachtet dessen sollen in der dritten und letzten Phase des bisher beispiellosen Gefangenenaustauschs noch einmal mehr als 300 Menschen freikommen. 

Vereinbart worden war am 16. Mai bei den ersten direkten Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew seit 2022 in Istanbul der Austausch von insgesamt 1.000 russischen Gefangenen gegen dieselbe Zahl von ukrainischen Gefangenen. Am Freitag waren in einem ersten Schritt 390 Gefangene frei gekommen, am Samstag dann in der zweiten Etappe 307.

Tote bei neuen russischen Drohnenangriffen auf Kiew

In der Nacht zu Sonntag erlebten die Bewohner Kiews und anderer Städte der Ukraine durch russische Drohnenschwärme eine neue Nacht in Angst und Schrecken. Neben Todesopfern gab es Verletzte: Allein in einem Studentenwohnheim seien beim Einschlag einer Drohne vier Menschen verletzt worden, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko auf der Plattform Telegram mit.

Russische Drohnenangriffe wurden auch aus Charkiw im Osten, Mykolajiw im Süden sowie der Hafenstadt Odessa gemeldet. Die russischen Kampfdrohnen griffen die Hafenstadt in mehreren Wellen aus verschiedenen Richtungen an, berichtete die Agentur Unian.

Am frühen Morgen nahmen auch russische Marschflugkörper Kurs auf die Ukraine. Die Lenkwaffen vom Typ "Kalibr" seien von Schiffen im Schwarzen Meer sowie von Bombern vom Typ Tupolew Tu-95 und Tu-160 abgefeuert worden, berichteten ukrainische Medien unter Berufung auf die Flugabwehr. Ziel der Raketen wurde zunächst nicht genannt.

Das russische Militär hatte Kiew in der Nacht zuvor bereits mit Drohnen und Raketen angegriffen. Dabei wurden 15 Menschen verletzt, zahlreiche Häuser in Brand gesetzt. Insgesamt erlebte die Ukraine in der Nacht auf Samstag rund 250 Drohnenangriffe und Luftschläge mit 14 ballistischen Raketen.

Selenskyj: Rückkehr der Gefangenen keine einfache Aufgabe

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videoansprache, in der dritten Phase sollten die letzten der 1.000 Gefangenen nach Hause zurückkehren. "Aber die Aufgabe besteht darin, absolut jeden, der derzeit in Russland festgehalten wird, nach Hause zu bringen. Und das ist eine gemeinsame Aufgabe für unsere Geheimdienste, für unsere Diplomaten, für unseren ganzen Staat. Natürlich ist das keine einfache Aufgabe, aber sie muss erfüllt werden", sagte er.

Von den Heimkehrern am Samstag seien 273 im Gebiet Donezk in russische Gefangenschaft geraten, ein großer Teil schon 2022, sagte Selenskyj. Andere seien in den Gebieten Cherson, Saporischschja, Charkiw und Luhansk gefasst worden von den Russen. Insgesamt seien an den ersten beiden Tagen 697 Ukrainer in Freiheit gekommen, sagte Selenskyj. 

Russland erhielt nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau dieselbe Zahl an Gefangenen zurück, darunter neben Soldaten auch Zivilisten. Sie waren zunächst in Belarus und sollten von dort aus nach Russland zurückkehren, um medizinisch versorgt zu werden, wie das Ministerium weiter mitteilte.

Selenskyj erklärt Bereitschaft für diplomatische Lösung

Selenskyj verurteilte in seiner Videobotschaft erneut die jüngsten russischen Luftangriffe gegen die Ukraine. Dabei wurden in der Nacht zum Samstag 15 Menschen verletzt und Wohnhäuser nach Bränden und Explosionen infolge von Drohnenangriffen schwerbeschädigt. In Odessa am Schwarzen Meer erhöhte sich nach einem russischen Luftangriff die Zahl der Toten auf drei. Russland hatte dort nach eigenen Angaben Container mit Rüstungsgütern für die Ukraine beschossen.

"Die Ukraine ist bereit zu jeder Form von Diplomatie, die ein Ergebnis bringt", sagte Selenskyj. "Wir sind bereit zu allen Schritten, die eine echte Sicherheit garantieren können. Allerdings ist Russland dazu nicht bereit." In der kommenden Woche solle mehr Druck auf das Land ausgeübt werden, um es zu einem Frieden zu zwingen. Nötig seien starke Antworten der USA, von Europa und allen anderen, die diesen Krieg beenden wollten. Selenskyj hatte immer wieder noch schärfere Sanktionen gegen Russland gefordert.

Russland will Memorandum für Kriegsende übergeben

Russland kündigte indes an, nach dem Abschluss des Gefangenenaustauschs in den nächsten Tagen der Ukraine die angekündigte Absichtserklärung für die Lösung des Konflikts zu überreichen. Die Arbeit an dem Memorandum sei in der Schlussphase, sagte der Vizechef des russischen Föderationsrates, Konstantin Kossatschow, dem Militär-TV-Sender "Swesda". Allerdings werde das Dokument nicht öffentlich präsentiert, sondern eine Grundlage sein für den sehr schwierigen Verhandlungsprozess. 

Kremlchef Wladimir Putin hatte das Memorandum für einen möglichen künftigen Friedensvertrag nach seinem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump am Montag angekündigt. Nach russischen Angaben soll es neben den Grundursachen des Konflikts zwischen Moskau und Kiew auch die Aussicht auf eine mögliche Waffenruhe enthalten.

In Kiew hatte Präsident Selenskyj gesagt, er warte auf die russische Erklärung. Zugleich lehnte er einen von Moskau geforderten Rückzug der ukrainischen Truppen aus den nur noch zum Teil von Kiew kontrollierten Gebieten Saporischschja, Cherson, Luhansk und Donezk ab. Russland hatte die Regionen annektiert und zu seinem Staatsgebiet erklärt.

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