Neue Proteste gegen Koranverbrennung
Wieder Tote bei Protesten gegen Koranverbrennung: Bei neuen gewalttätigen Protesten in Afghanistan gegen eine Koranverbrennung in den USA sind am Samstag in Kandahar mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen.
Kabul - Über 40 Menschen wurden bei den Zusammenstößen in der südafghanischen Stadt verletzt. Am Vortag hatten aufgebrachter Menschen in Masar-i-Scharif ein Büro der Vereinten Nationen gestürmt und sieben Ausländer getötet. Auch in Kabul und Herat gingen am Samstag hunderte von Demonstranten auf die Straße.
Auslöser der Proteste war eine Aktion des radikalen Pastors Terry Jones in Florida. Der umstrittene Pastor in Gainesville hatte nach Angaben der "New York Times" schon am 20. März einen Koran in seiner Gemeinde verbrannt. Dies war jedoch zunächst weitgehend unbemerkt geblieben. In den US-Medien war darüber kaum berichtet worden.
Über 2000 Menschen protestierten am Samstag in Kandahar gegen die Koranverbrennung und setzten dabei zahlreiche Autos in Brand, wie dei Behörden mitteilten. Die Polizei hatte zunächst mit Schüssen in die Luft versucht, die Menge unter Kontrolle zu bringen. Die Menge bewarf daraufhin die Polizei mit Steinen, wie Zelmai Ayoubi, Sprecher des Gouverneurs von Kandahar, erklärte. Aus der Gesundheitsbehörde verlautete, dass bei den Toten Schussverletzungen entdeckt worden seien.
Eine wütende Menschenmenge hatte am Freitag ein UN-Büro in Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans gestürmt. Dabei starben sieben ausländische UN-Helfer, unter ihnen eine norwegische Pilotin und ein schwedischer Jurist. Der russische Leiter des UN-Büros wurde verletzt, wie aus der Botschaft Russlands in Kabul verlautete. Auch fünf Angreifer kamen bei dem Überfall ums Leben. Wie ein Vertreter der afghanischen Polizei mitteilte, wurden einige der UN-Mitarbeiter enthauptet.
Im vergangenen Jahr hatte der Pastor Jones weltweit Aufsehen erregt, als er ankündigte, das heilige Buch der Muslime am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September verbrennen zu wollen. Sogar US-Präsident Barack Obama hatte sich eingeschaltet, die Aktion wurde damals im letzten Moment gestoppt.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte den Überfall forderte von der afghanischen Regierung Konsequenzen und eine lückenlose Aufklärung. Die Verantwortlichen müssten gefunden und bestraft werden. Auch andere Staaten forderten ein hartes Durchgreifen Kabuls.
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