Neue Bewegung in der Ukraine-Krise
Im Ukraine-Konflikt könnte die Diplomatie eine neue Chance bekommen. Die Außenminister Russlands und der USA, Sergej Lawrow und John Kerry, kommen heute in Paris erneut zu Gesprächen zusammen. Die Regierung in Moskau dämpfte allerdings Hoffnungen auf eine rasche Entspannung.
Kiew/Washington/Moskau - Russlands Präsident Wladimir Putin und sein US-Kollege Barack Obama hatten bereits am Freitagabend in einem Telefonat Möglichkeiten einer diplomatischen Lösung erörtert. Für die Reise in die französische Hauptstadt gaben sie ihren Außenministern mit, "nächste Schritte zu besprechen". Details wurden nicht genannt.
Es ist das erste bilaterale Treffen der Außen-Ressortchefs seit dem umstrittenen Russland-Referendum auf der Krim und dem anschließenden Beitritt der Halbinsel zu Russland. Kerry und Lawrow hatten zuletzt am 14. März in London gemeinsam nach einem Ausweg aus der Krise gesucht. Der Westen und die Ukraine werfen Russland vor, sich die Schwarzmeer-Halbinsel Krim völkerrechtswidrig einverleibt zu haben.
Laut Lawrows Stellvertreter Sergej Rjabkow gibt es weiterhin grundlegende Differenzen. "Wir bestreiten nicht, dass die Gegenseite Ideen hat, aber diese Ideen berücksichtigen die Realität in der Ukraine nicht", sagte er der Agentur Interfax zufolge.
Auf der Krim ticken derweil nun die Uhren wie in Moskau. Um 22.00 Uhr Ortszeit am Samstagabend (21.00 Uhr MEZ) stellte die Führung der Schwarzmeer-Halbinsel die Zeiger zwei Stunden vor - auf Mitternacht. Genau so spät war es zu diesem Zeitpunkt in Russlands Hauptstadt.
Bei der Wahl des ukrainischen Staatspräsidenten in zwei Monaten zeichnet sich indes ein Rennen zwischen dem proeuropäischen Milliardär Pjotr Poroschenko und der antirussischen Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko ab. Der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko hatte seine Kandidatur zuvor überraschend zurückgezogen. Er wolle stattdessen Bürgermeister von Kiew werden, sagte der Ex-Boxchampion am Samstag in der ukrainischen Hauptstadt. Der 42-Jährige und Poroschenko waren in den vergangenen Wochen mehrfach zusammen aufgetreten.
Der 48-jährige Poroschenko mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde Euro gilt als Co-Financier der prowestlichen Orangenen Revolution von 2004 und der jüngsten Proteste auf dem Maidan, dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Ihm gehören der Fernsehsender 5. Kanal sowie der Süßwarenkonzern Roshen, was ihm den Spitznamen "Schokoladenkönig" eingebracht hat.
Aus einer möglichen Stichwahl mit Timoschenko würde Poroschenko Umfragen zufolge zurzeit als klarer Sieger hervorgehen. Die Politikerin hatte zuletzt mit Drohungen gegen Kremlchef Putin - in einem offenbar abgehörten Telefonat - Irritationen ausgelöst. Öffentlich bezeichnete sie den russischen Präsidenten als "Feind Nummer eins der Ukraine". Ihr mögliches Comeback wird daher auch im Westen mit Sorge gesehen.