Neu im Landtag: „Spannend und traurig“

Willkommen im Hexenkessel CSU-Fraktion: Die AZ spricht mit drei erstmals ins Maximilianeum gewählten Abgeordneten über Nervennahrung, Macht und Desorientierung in den ersten Tagen nach der Wahl
von  Abendzeitung
Neu im Landtag, aber schon viel erlebt: die CSU-Landtagsabgeordneten (v.l.) Winfried Bausback, Petra Dettenhöfer, und Florian Herrmann im Fraktionssitzungssaal
Neu im Landtag, aber schon viel erlebt: die CSU-Landtagsabgeordneten (v.l.) Winfried Bausback, Petra Dettenhöfer, und Florian Herrmann im Fraktionssitzungssaal © Petra Schramek

MÜNCHEN - Willkommen im Hexenkessel CSU-Fraktion: Die AZ spricht mit drei erstmals ins Maximilianeum gewählten Abgeordneten über Nervennahrung, Macht und Desorientierung in den ersten Tagen nach der Wahl

„Schau’n Sie rein in unsere schwarze Küche“, so hatte der 42-jährige Professor für öffentliches Recht, Winfried Bausback, im Wahlkampf auf seiner Homepage geworben und ein paar Rezepte verraten. Nun sitzt der Aschaffenburger mittendrin im Hexenkessel der CSU im Münchner Maximilianeum, musste zur Premiere gleich erleben, wie in der Regierungsfraktion Schlachtplatte serviert und wie die Wahlverlierer Erwin Huber und Günther Becksteinweich gekocht wurden. Nach diesem historischen Ereignis bat die AZ drei CSU-Neulinge zum Gespräch über erste Erfahrungen und ihre Rezepte, wie sie die CSU wieder fit machen wollen.

WINFRIED BAUSBACK: Für mich gibt’s da nur eines. Das Rezept meines Großvaters, der Bäckermeister war: den Wiener Nusskranz. Der wäre jetzt nicht verkehrt für die CSU. Mit Nüssen und viel Zucker wäre das jetzt gut für die Nerven aller in der Fraktion.

PETRA DETTENHÖFER (51), Bankkauffrau aus Neustadt an der Waldnaab: Ich würde den Männern hier mal Salat servieren. Der hat viele Vitamine und ist gesund. Aber ich weiß nicht, ob sie damit einverstanden wären. Deshalb gäbe es zur Stärkung auch noch ein dickes Steak dazu.

FLORIAN HERRMANN (37), Wirtschaftsanwalt aus Freising: Ich bin jetzt kein richtiger Koch. Aber wir haben im Wahlkampf auch so was gemacht: Wir haben einen Ochsen geschmort. Der hat 60 Stunden gekocht. Oder 70 sogar. Es war jedenfalls wahnsinnig lang. Daraus könnte man ja auch schon wieder politische Rückschlüsse ziehen.

AZ: Dass die CSU so lange kochen muss?

HERRMANN: Nein, nein, wir haben schon ausgekocht.

AZ: Was war das für ein Gefühl, in einem solchen Hexenkessel zu landen?

"Ganz schön ungewöhnlich"

DETTENHÖFER: Es war eine neue Erfahrung, auch wenn sie gleich mit dem Rücktritt eines Ministerpräsidenten begonnen hat. Ganz schön ungewöhnlich.

BAUSBACK: Ich hatte mir meinen ersten Tag in der Fraktion ganz anders vorgestellt. Nicht mit einem Rücktritt des Ministerpräsidenten und auch nicht, dass wir mit einer Koalition regieren müssen. Das ist schon eine spannende, aber auch eine traurige Erfahrung.

DETTENHÖFER: Das war schon traurig. Wir haben Günther Beckstein ja geschätzt.

HERRMANN: Drunter und drüber ging es ja nicht wirklich. Man konnte sich ja schon denken, dass es Veränderungen geben wird.

AZ: Haben Sie sich als Neue machtlos gefühlt?

BAUSBACK: Ich weiß nicht, wie sich Macht anfühlt, deshalb kann ich auch nicht über Machtlosigkeit reden. Es war an dem Tag eine sehr offene Diskussion. Da habe ich mich auch zu Wort gemeldet.

HERRMANN: Ich habe gleich gelernt, dass es unterschiedliche Gruppen gibt. Arbeitsgruppen. Eine Frauengruppe. Eine junge Gruppe. Wie die Willensbildung stattfindet. Und dass man sich als Neuer sofort zu Wort melden kann, angehört und ernst genommen wird. Die CSU ist schon gebeutelt aus der Wahl hervorgegangen. Da müssen sich jetzt alle erst zurechtfinden. Und wir Neuen müssen uns einfinden.

DETTENHÖFER: Ich habe als Neuling den Rat bekommen: Melde dich nicht gleich zu Wort. Daran habe ich mich auch gleich gehalten. Das heißt aber nicht, dass ich mich künftig zurückhalten werde.

AZ: Finden Sie sich mit der neuen Situation leichter zurecht als Ihre lang gedienten Kollegen?

DETTENHÖFER: Natürlich. Wir kennen es ja nicht anders.

HERRMANN: Für uns ist es jetzt, wie es ist. Wir haben ja noch keine anderen Erfahrungen gemacht.

"Einfach den Journalisten hinterher"

AZ: Womit tun Sie sich als Neulinge noch schwer?

HERRMANN: Mit der Orientierung. Ich verlaufe mich ständig im Maximilianeum. Selbst den Fraktionssitzungssaal hab ich nicht gleich gefunden.

DETTENHÖFER: Das war doch noch die leichteste Übung. Ich bin einfach den Journalisten hinterher gelaufen.

HERRMANN: Ich hab schon gelernt, dass man nur im ersten Stock zwischen den Gebäuden hin und her wechseln kann.

BAUSBACK: Das ist ja ein Supertipp. Jetzt weiß ich das auch.

Moderation: Angela Böhm

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