Nackt-Protest in Tunis: Deutsche nach einem Monat wieder frei

Nach vier Wochen Haft ist die wegen eines Oben-Ohne-Protests in Tunesien verurteilte deutsche Studentin wieder auf freiem Fuß.
dpa |
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Nach vier Wochen Haft ist die wegen eines Oben-Ohne-Protests in Tunesien verurteilte deutsche Studentin wieder auf freiem Fuß. Die 20-jährige Josephine M. sowie zwei französische Mitstreiterinnen der Frauenrechtsgruppe Femen wurden in der Nacht aus dem Gefängnis entlassen, berichteten Augenzeugen.

Tunis - Kurz zuvor hatte ein Berufungsgericht ihre viermonatige Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt. "Der Richter hat Milde walten lassen", sagte Anwältin Leila Ben Debba.

Die drei Femen-Mitglieder hatten am 29. Mai vor dem Justizpalast in der Hauptstadt Tunis ihre Oberkörper entblößt und laut schreiend gegen die Inhaftierung einer tunesischen Aktivistin demonstriert. Diese soll unter anderem einen Femen-Schriftzug auf eine Friedhofsmauer gesprüht haben. Die freigelassenen Europäerinnen wurden noch am Donnerstag zurück in Europa erwartet.

In erster Instanz waren die selbst ernannten "Sextremistinnen" zu vier Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt worden. "Unsittliches Verhalten" ist einer der Straftatbestände, die das Gericht als erwiesen ansah.

Die aus Hamburg kommende Philosophiestudentin Josephine M. beteuerte in dem Verfahren, sie habe die Gefühle der Tunesier nicht verletzten wollen. Die Argumentation fiel allerdings schwer, da sie bei ihrem Oben-Ohne-Auftritt mehrmals "Fuck your morals" gerufen hatte. Auf Deutsch bedeutet dies - etwas vornehmer ausgedrückt - "Wir pfeifen auf Eure Moralvorstellungen".

Während der Berufungsverhandlung bedauerten Frauenrechtlerinnen an diesem Mittwoch erstmals ihren Auftritt mit nacktem Oberkörper. Zudem versprachen die jungen Frauen, eine solche Aktion nicht zu wiederholen.

"Unsere Aktivistinnen scheinen in Haft einem beispiellosen psychischen Druck ausgesetzt gewesen zu sein", kommentierte die französische Femen-Gruppe im Internet. Der Kampf mit nackten Brüsten werde fortgesetzt, weil die tunesische Aktivistin Amina weiter im Gefängnis sitze.

In Tunesien hatte die Verurteilung der jungen Europäerinnen kaum für Proteste gesorgt. Beobachter in Tunis verwiesen darauf, dass das nordafrikanische Mittelmeerland bei aller Liberalität und Zugewandtheit zu Europa ein sehr wertkonservativer Staat sei.

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