Nach Putsch in Simbabwe: Opposition will Übergangsregierung

Nach dem Putsch herrscht eine angespannte Stille in Simbabwe. Die Streitkräfte schweigen. Die Opposition will eine Übergangsregierung - doch wie es weitergeht, hat wohl nur das Militär in der Hand.
von  dpa

Harare - Nach dem Militärputsch in Simbabwe hat die Opposition eine schnelle Rückkehr zu einer zivilen Regierung gefordert.

Die Oppositionspartei des ehemaligen Vizepräsidenten Morgan Tsvangirai unterstütze das Vorgehen der Streitkräfte, sagte der Generalsekretär der MDC-T, Douglas Mwonzora, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings sei eine Übergangsregierung derzeit der beste Weg. Das Militär äußerte sich zunächst nicht zum weiteren Vorgehen. Auf den Straßen der Hauptstadt Harare herrschte weitgehend eine angespannte Ruhe.

Streitkräfte beteuern, es sei nur eine zeitweise Machtübernahme

Die Streitkräfte hatten in der Nacht zum Mittwoch in einigen turbulenten Stunden die Macht in dem Land im südlichen Afrika an sich gerissen. Sie beteuerten aber, es handele sich nur um eine zeitweise Machtübernahme. Der 93-jährige Staatschef Robert Mugabe wurde unter Hausarrest gestellt. Wo sich seine Frau Grace Mugabe (52) aufhielt, war zunächst unklar.

"Was jetzt gebraucht wird ist eine Regierung, die Simbabwe leiten kann, bis die richtige Zeit für eine Wahl gekommen ist", sagte Didymus Mutasa, ein ehemaliger Staatsminister, der zusammen mit der damaligen Vizepräsidentin Joice Mujuru Ende 2014 geschasst wurde.

Die politische Krise in Simbabwe um die Nachfolge des seit 1980 regierenden Mugabe hatte sich schon seit vergangener Woche zugespitzt. Der Präsident hatte seinen langjährigen Stellvertreter und möglichen Nachfolger, Emmerson Mnangagwa, gefeuert.

Angeblich soll Mnangagwa der Weg geebnet werden

Das Militär stand bislang immer stramm hinter Mugabe, doch es war auch Mnangagwa verbunden, der als Verbündeter von Militärchef General Constantino Chiwenga gilt. Die beiden kämpften mit Mugabe zusammen gegen das weiße Minderheitsregime im damaligen Rhodesien.

Beobachter mutmaßen, dass die Streitkräfte dem als "Krokodil" bekannten Mnangagwa den Weg zur Macht ebnen wollen. Ihn und Militärchef Chiwenga eint die Ablehnung der unbeliebten First Lady, die ihrem Mann im höchsten Staatsamt nachzufolgen hofft.

Vertreter der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) wollten sich am Donnerstag in der botsuanischen Hauptstadt Gaborone treffen, um über die Krise zu diskutieren.

Simbabwe mit seinen etwa 15 Millionen Einwohnern gehört einem UN-Index zufolge zu den ärmsten Staaten der Welt. Mugabe hat die frühere Kornkammer des südlichen Afrikas heruntergewirtschaftet. Das Land hat sich bislang noch nicht von einer schweren Wirtschaftskrise erholt, in Folge derer es 2008 zu einer galoppierenden Hyperinflation und zum Zerfall der Landeswährung gekommen war.

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