Nach Mord von Dresden: Proteste vor deutscher Botschaft in Teheran
TEHERAN - Die Demonstrationen in der islamischen Welt wegen des Mordes an einer Ägypterin in Dresden reißen nicht ab. Der iranischen Regierung scheint der Fall recht gelegen zu kommen.
Regierungstreue iranische Studenten haben am Samstag in Teheran gegen den Umgang mit Muslimen in Deutschland protestiert. Vor der deutschen Botschaft versammelten sich am Vormittag etwa 70 Menschen, um ihren Unmut über die tödliche Messerattacke auf eine Muslimin in Dresden kundzutun. Die Demonstranten riefen Parolen wie: «Nieder mit Deutschland» und «Nieder mit den rassistischen Europäern».
Am Ende der Versammlung bewarfen die Studenten die Mauer des Botschaftsgebäudes mit Eiern. Außerdem malten sie zwei Hakenkreuze auf den Asphalt und schrieben: «immer noch Nazi - Angela schäme Dich.» Dann gingen die Demonstranten auf die andere Straßenseite zum Mittagsgebet. Zu der Aktion hatten regierungsnahe Studentengemeinden aufgerufen. Die Botschaft ist samstags geschlossen. Am Vortag hatte die iranische Regierung in einer Protestnote, die dem deutschen Botschafter in Teheran übergeben worden war, bei der Bundesregierung wegen der Bluttat protestiert. Jene hatte sich nochmals gegen Fremdenhass und Islamfeindlichkeit ausgesprochen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Donnerstag Ägyptens Präsident Husni Mubarak persönlich ihr Beileid ausgesprochen.
«Weiße Rosen für Marwa»
Womöglich aus Ausländerhass hatte am 1. Juli ein 28-Jähriger die schwangere Ägypterin Marwa S. am 1. Juli während eines Berufungsprozess am Dresdner Landgericht vor den Augen ihres dreijährigen Kindes erstochen. Ihr 32-jähriger Ehemann überlebte den Angriff schwer verletzt. Der Angeklagte war in der Vorinstanz aufgrund einer Anzeige der Muslimin zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Unter dem Motto «Weiße Rosen für Marwa» wollen in Dresden unter anderen Mitglieder der Universität und des Ausländerbeirats an die 31-jährige Ermordete erinnern. Derweil gehen die Ermittlungen gegen den 28-jährigen Täter weiter, wie Oberstaatsanwalt Christian Avenerius am Samstag der AP sagte. Zu Details zur Tat wollte er nicht Stellung nehmen und verwies auf die noch ausstehende Anklageerhebung. Bereits unmittelbar nach dem Verbrechen hatte er Ausländerhass als Motiv für die tödliche Messerattacke genannt. «Das war eindeutig eine ausländerfeindliche Tat eines fanatischen Einzeltäters», hatte er erklärt. Gegen den 28-jährigen Deutschrussen wird wegen Mordes ermittelt.
Oberstaatsanwalt kritisiert Presseberichte
Presseberichte zu angeblichen ausländerfeindlichen Äußerungen des Täters kritisierte der Oberstaatsanwalt scharf. «Über die strafprozessuale Situation hinaus halte ich es für verantwortungslos, mit angeblichen Details an die Öffentlichkeit zu gehen», sagte er mit Blick auf die Reaktion auf das Verbrechen im Ausland. In Ägypten gibt es seit Tagen heftige Proteste, weil die getötete Frau als Opfer angeblicher deutscher Islamfeindlichkeit angesehen wird. Der «Focus» berichtete am Samstag vorab von angeblichen rassistischen Äußerungen des Täter noch im Gerichtssaal. Außerdem habe er die Tat geplant. Die Frau war von dem Beschuldigten bereits Mitte 2008 auf einem Spielplatz als «Islamistin», «Terroristin» und «Schlampe» beleidigt worden. Die Muslimin hatte deswegen Anzeige gegen ihn erstattet und war von der Staatsanwaltschaft als Zeugin geladen. (dpa/AP/nz)
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