Mut der Verzweiflung

Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Volksabstimmung in Griechenland
Anja Timmermann |
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Mut hat er jedenfalls – oder ist es der Mut der Verzweiflung? Der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou spielt jetzt volles Risiko: alles oder nichts. Er setzt eine Volksabstimmung an, wohl wissend, dass derzeit alle Umfragen sagen, dass er sie verlieren wird. Aber was, wenn er sie verliert? In Europa sind die Aktienmärkte gestern schon angesichts der Ankündigung der Abstimmung eingebrochen – ein kleiner Vorgeschmack, was passieren kann, wenn ein Nein herauskommt. Nicht nur, dass Griechenland dann pleite gehen wird: Ob und wie sehr das wiederum andere Länder mit in den Abgrund reißt, Spanien, Portugal, Italien, die französischen Banken, will man lieber nicht ausprobieren. Entsprechend groß ist das Entsetzen in Europa: Gerade erst dachte man, es sei jetzt endlich Ruhe. Jetzt herrscht Ratlosigkeit, siehe der heutige Krisengipfel in Cannes. Aber warum macht er das dann? Papandreous Ruf ist nicht schlecht in Europa: Er gilt als ehrlich, ehrenwert und unempfindlich gegenüber eigenen Nachteilen. Aber er steht eben mit dem Rücken zur Wand: Offenkundig setzt er darauf, dass er die öffentliche Meinung doch noch umdrehen kann, wenn er den Bürgern das sonst drohende Desaster nur deutlich genug vor Augen führt. Er will Rückhalt nach innen und außen zurückgewinnen, das er angesichts der drastischen Sparpakete verloren hat. Zurückdrehen lässt sich sein riskanter Weg nicht. Bleibt nur noch zu hoffen, dass es kein Fehler war. Für alle.

 

 

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