Mladic kann ausgeliefert werden
Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic hat sich vergeblich gegen die Auslieferung an das UN-Tribunal in Den Haag gewehrt.
Belgrad - Die letzte Hoffnung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Mladic hat sich zerschlagen. Jetzt erfüllen sich die Hoffnungen seiner Opfer aus dem Bosnien-Krieg oder von deren Hinterbliebenen: Bald kommt er vor das UN-Tribunal für Kriegsverbrecher.
Der Einspruch des mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladic gegen seine Auslieferung an das UN-Tribunal in Den Haag ist vom Gericht abgelehnt worden. Das berichtete eine Gerichtssprecherin am Dienstag in Belgrad. Entgegen den Behauptungen in dem Widerspruch, der Angeklagte sei für einen Prozess gesundheitlich zu schwach, ging das dreiköpfige Richtergremium von der Verhandlungsfähigkeit Mladic' aus, hieß es. Mladic, dem unter anderem die Verantwortung für das Massaker von Srebrenica in Bosnien mit rund 8000 Toten angelastet wird, war erst vor wenigen Tagen nach über 15 Jahren auf der Flucht gefasst worden.
Die Auslieferungsunterlagen seien an das Justizministerium weitergeleitet worden, sagte die Sprecherin weiter. Die für eine endgültige Auslieferung noch fehlende Unterschrift von Justizministerin Snezana Malovic ist eine reine Formsache. Damit kann der 69-Jährige in die Niederlande gebracht werden.
Zuvor hatte Mladic das Grab seiner Tochter Anna besucht. Um 0600 Uhr in der Früh wurde er unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zum Grab auf dem Topcider-Friedhof gebracht. Die damals 24-jährige Medizinstudentin hatte sich im März 1994 mit der Pistole ihres Vaters umgebracht. Nach Medienberichten soll sie aus Gram über ihren Vater gehandelt haben. Mladic selbst hatte immer von Mord gesprochen.
Erwartet wird nach Medienberichten, dass der ehemalige Militärchef der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992-1995) bereits in den nächsten Stunden von Belgrad nach Rotterdam geflogen wird. Die Behörden halten den Abflugsort ebenso geheim wie den Zeitpunkt der Abreise.
Vor drei Jahren war der politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, nach einem ganz ähnlichen Verfahren frühmorgens nach Den Haag überstellt worden. Er war mit dem Hubschrauber von seiner Zelle zum Flughafen Belgrad und dann mit einem Regierungsflugzeug in die Niederlande geflogen worden.
Mladic soll für die schwersten Kriegsverbrechen seit 1945 in Europa verantwortlich sein und muss sich wegen Völkermordes vor dem UN-Tribunal verantworten. Unter anderem geht es um die Ermordung von bis zu 8000 muslimischen Männern und Jungen im ostbosnischen Srebrenica im Juli 1995, um Grausamkeiten in Gefangenenlagern, sogenannte ethnische Säuberungen und den jahrelangen Beschuss von Sarajevo mit schweren Waffen, wobei tausende Menschen getötet wurden.
Insgesamt waren im Bosnien-Krieg auf Seiten der Muslime, Kroaten aber auch der Serben insgesamt wenigstens 100 000 namentlich benannte Menschen ums Leben gekommen.