Michael Offer hat genug von Schäuble

„Reden Sie nicht“: So hatte der Finanzminister seinen Sprecher öffentlich abgekanzelt. Nun zieht der die Konsequenzen. Und Berlin fragt sich, ob es bald noch einsamer um Wolfgang Schäuble wird
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Schäuble und Offer: Auf dieser Pressekonferenz stellte der Minister seinen Sprecher bloß
dpa Schäuble und Offer: Auf dieser Pressekonferenz stellte der Minister seinen Sprecher bloß

„Reden Sie nicht“: So hatte der Finanzminister seinen Sprecher öffentlich abgekanzelt. Nun zieht der die Konsequenzen. Und Berlin fragt sich, ob es bald noch einsamer um Wolfgang Schäuble wird

BERLIN Die Luft wird dünner für Wolfgang Schäuble: Nach einer tagelangen Hängepartie warf dem Finanzminister gestern sein Pressesprecher Michael Offer die Brocken vor die Füße. Nach Schäubles öffentlicher Demütigung sei ihm klar geworden, dass er „nicht das volle Vertrauen“ des Ministers habe, schrieb Offer in seinem Rücktrittsbrief. Er bitte daher um eine andere Aufgabe im Ministerium.

Schäuble konterte daraufhin trocken: „Diesem Wunsch habe ich entsprochen.“ Immerhin dankte er seinem Ex-Sprecher noch „für seinen unermüdlichen Einsatz und für seine Loyalität“.

Die allerdings war eine Einbahnstraße, wie die Ereignisse der letzten Tage klar gemacht haben. Grund für Offers Schritt war, dass ihn der Minister vor Journalisten bei einer Pressekonferenz abgekanzelt hatte.

Offer hatte nach Schäubles Auffassung den anwesenden Presseleuten ein Papier zu spät verteilt. Als Offer sich dazu erklären wollte, blaffte ihn Schäuble an: „Herr Offer, reden Sie nicht, sorgen Sie dafür, dass die Zahlen jetzt verteilt werden“ – und verließ die Pressekonferenz zeitweilig. Als Schäuble zurückkam wurde es noch schlimmer. Offer fehlte. „Kann mir mal einer den Offer herholen?“, ließ sich Schäuble vernehmen. „Wir warten noch, bis der Offer da ist, er soll den Scherbenhaufen schon selber genießen.“

Spätestens da war das Tischtuch wohl zerschnitten. Die Opposition schlug sich gestern auf die Seite Offers. Grünen Finanzsprecher Gerhard Schick sagte: „Es spricht für den bisherigen Sprecher des Finanzministeriums, dass er die Konsequenzen zieht, nachdem Wolfgang Schäuble das Wort Entschuldigung nicht über die Lippen brachte.“

Schäuble hatte sich in der Tat lediglich zu einer Bedauernsäußerung aufraffen können, nicht aber zu einer Entschuldigung: „Bei aller berechtigten Verärgerung habe ich vielleicht überreagiert.“

Doch erledigt ist die Sache für viele in der Koalition damit noch nicht. Nach der Debatte um Schäubles Gesundheitszustand sind nun seine Führungsqualitäten Thema – zumal der 68-Jährige schon zuvor als schwierig für seine Untergebenen galt.

Zwar hat sich Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel schon vor ihren wichtigsten Minister gestellt. Doch einen Fall wie diesen gab es bislang in Berlin noch nie. mue

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