Menschenrechtler werfen Syrien Giftgaseinsatz vor

Bei einem Giftgasangriff der syrischen Luftwaffe sollen laut Menschenrechtlern und Aktivisten im Nordwesten des Landes sechs Menschen getötet worden sein. Unter ihnen sei ein Ehepaar mit seinen drei kleinen Kindern.
dpa |
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Damaskus - Das berichtete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Dutzende Menschen seien bei dem Angriff in dem Ort Sarmin verletzt worden.

Oppositionelle Aktivisten warfen dem Regime den Einsatz von Chlorgas vor. Die Menschenrechtler erklärten, Hubschrauber hätten Bomben abgeworfen, die Ärzten zufolge wahrscheinlich mit Chlorgas gefüllt gewesen seien. Eine unabhängige Bestätigung für den Giftgaseinsatz gab es zunächst nicht. Aktivistenvideos im Internet zeigten Aufnahmen von Toten sowie Menschen mit Gas- und Sauerstoffmasken in einem Krankenhaus. Ein Arzt berichtete von Atemproblemen der Opfer.

Syrien weist generell die Anschuldigung zurück, Chlorgas einzusetzen. Verantwortlich dafür seien "Terroristen", sagte der syrische Botschafter Hussam Edin Aala in Genf vor dem UN-Menschenrechtsrat. Als Terroristen bezeichnet die Regierung sämtliche Regimegegner.

Aalas Erklärung war Teil einer Antwort auf einen UN-Expertenbericht zu Menschenrechtsverletzungen in Syrien. Darin hatte es geheißen, die syrische Regierung habe im vergangenen April im Nordwesten des Landes Bomben abgeworfen, die wahrscheinlich Chlorgas enthalten hätten.

UN-Untersuchungen zufolge wurde in Syrien mehrfach Giftgas eingesetzt. Regime und Rebellen beschuldigen sich gegenseitig. Unter internationalem Druck hatte Syrien 2013 der Vernichtung seiner Chemiewaffen zugestimmt. Der Besitz von Chlorgas allein ist jedoch nach der Chemiewaffenkonvention nicht verboten, da es auch für zivile Zwecke eingesetzt werden kann.

Regimegegner brachten den Angriff auf Sarmin in Zusammenhang mit der Aussage von US-Außenminister John Kerry, mit Syriens Präsidenten Assad müsse über ein Ende des Bürgerkriegs verhandelt werden. Die "Hubschrauber Assads und Kerrys Erklärungen haben ein Massaker begangen", schrieb die oppositionelle Internetseite Siraj Press.

Kerry hatte Verbündete mit Äußerungen irritiert, die USA und andere Staaten prüften Wege, Assad zu Gesprächen über einen politischen Übergang zu bewegen. Die US-Regierung schloss am Montag jedoch direkte Verhandlungen mit Assad aus. "Jemand, der Zehntausende seiner eigenen Leute getötet hat, hat keine Berechtigung, in der Zukunft seines Landes eine Rolle zu spielen", sagte US-Außenamtssprecherin Jen Psaki.

Amnesty International warf dem syrischen Regime zugleich wegen Luftangriffen im November 2014 einen Verstoß gegen das Völkerrecht vor und sah Hinweise auf ein Kriegsverbrechen. Damals seien in der nordsyrischen Stadt Al-Rakka bis zu 115 Zivilisten getötet worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Al-Rakka ist eine Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Bombardiert worden seien unter anderem eine Moschee, ein Markt voller Zivilisten und andere Gebäude ohne militärischen Zweck. "Einige der Angriffe sind allem Anschein nach als Kriegsverbrechen einzustufen", erklärten die Menschenrechtler unter Berufung auf Augenzeugen.

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