Mein seltsames Volk

Filippo Cataldo,  AZ-Sportredakteur und Italiener, über Silvio Berlusconis Rückkehr bei den Wahlen in Italien.
Filippo Cataldo |
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Der erste Gedanke war: Verbrenn’ diesen Pass und hol dir endlich einen deutschen! Der zweite: Wie doof sind wir Italiener eigentlich?

Ich war 13, als Silvio Berlusconi zum ersten Mal Ministerpräsident wurde in Italien, meiner Pass-, Namens- und kulinarischen Heimat. Seitdem belästigt mich dieser Märchenerzähler, diese aufgeblasene, lüsterne und bis zur Groteske operierte Witzfigur mit ihrem Haifischlachen. Die vor Jahren noch politisch und moralisch motivierte Abneigung gegen den nano malefico, dem unheilvollen Zwerg, ist einem unbeschreiblichen Schamgefühl gewichen. Italiener zu sein, bereitet mir Schmerzen.

Berlusconi hat aus Italien eine groteske Seifenoper gemacht, in der zwei Komiker ganz selbstverständlich 55 Prozent der Stimmen bekommen. Aber schuld sind wir. Weil wir so sind wie wir sind: laut, melancholisch, hysterisch und mit einer unsäglichen Scheißegal-Mentalität ausgestattet. Wir ehren die Mamma, setzen aber keine Kinder in die Welt; wir sind katholisch, betrügen aber unsere Frauen; wir können uns keinen Autoritäten unterordnen, glauben aber an die Mafia; wir haben mit die höchste Akademiker-Rate, lassen diese aber für 400 Euro in Callcentern arbeiten. Wir sind das bigotteste Volk der Welt.

Vor jeder Wahl hoffe ich, dass es meine letzte ist. Sobald Berlusconi verschwunden ist, geht mich Italien nichts mehr an. Solange er da ist, behalte ich den Pass.

 

 

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