Mehr als 45 arme Länder nehmen Abschied von der Kohle

Dutzende Staaten, die besonders unter der Erderwärmung leiden, verpflichten sich zum Abschied von Kohle, Öl und Gas.
dpa |
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Marrakesch - Zum Abschied von Kohle, Öl und Gas haben sich dutzende Staaten verpflichtet, die besonders unter der Erderwärmung leiden. Insgesamt 48 vor allem arme Länder wollen so schnell wie möglich in der heimischen Energieerzeugung ganz auf erneuerbare Quellen wie Wind und Sonne umstellen.

Gemeinsam nahmen sie eine Erklärung, die so genannte Marrakesch-Vision, am Rande der Klimakonferenz in Marokko an. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem das Gastgeberland selbst, Kambodscha, Sudan und die pazifische Inselrepublik Kiribati. Ziel ist, die gefährliche Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Mehrere Streitpunkte ungeklärt: Ende der Klimakonferenz: Staaten rufen zur Solidarität auf

Die meisten der Unterzeichnerstaaten gehören zur Koalition jener Länder, die besonders von der Erderwärmung betroffen sind ("Climate Vulnerable Forum", CVF).

Umweltschützer betonten, dass die Staaten damit noch über die Ziele des Paris-Abkommens hinausgehen. Vor knapp einem Jahr hatte sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre zu pusten als etwa in Wäldern wieder gespeichert werden kann. Atomkraft als Energiequelle wird dabei nicht ausgeschlossen.

Die Unterzeichner wollen dagegen bis 2050 komplett auf Erneuerbare umschwenken. Stephan Singer vom Umwelt-Dachverband Climate Action International erklärte, Energieexporte aus fossilen Brennstoffen seien dabei nicht vorgesehen.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter begrüßte die Initiative. "Sie unterstreicht, dass für die Erreichung des 1,5 Grad-Limits 80 Prozent der Vorkommen an Kohle, Öl und Gas im Boden bleiben müssen", erklärte sie.

Veränderungen müssen sich auch im deutschen Klimaschutzplan wiederfinden

Annalena Baerbock, Sprecherin für Klimapolitik der Grünen- Bundestagsfraktion, forderte, der Appell dürfe in Deutschland nicht ungehört verhallen. "Es reicht nicht, wenn Bundesumweltministerin Barbara Hendricks anderen Ländern, wie beispielsweise Marokko, empfiehlt, keine neuen Kohlekraftwerke zu bauen. Solche Ansagen müssen sich dann auch im deutschen Klimaschutzplan wiederfinden."

Ähnlich äußerte sich Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland. "Es ist ein Armutszeugnis, dass Deutschland beim Kohleausstieg inzwischen von immer mehr Ländern überholt wird. Die Bundesregierung darf diese wichtige Entscheidung nicht länger verschleppen, sie muss jetzt einen sozialverträglichen Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2030 umsetzen", verlangte er.

Um den deutschen Plan war lange gerungen worden. Deutschland will demnach seinen Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent reduzieren - ein verbindliches Klimaschutzgesetz ist der Plan aber nicht.

Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth von der deutschen Delegation in Marrakesch betonte hingegen, der Kohleausstieg komme auch in Deutschland: "Dass wir das am Ende machen, daran kann doch überhaupt kein Zweifel bestehen. Und vielleicht müssen wir das ein bisschen schneller machen, als der ein oder andere denkt."

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