Mann aus Ruanda wegen Kirchen-Massakers verurteilt
Frankfurt/Main - Es ist das erste Urteil eines deutschen Gerichts zur Schuld an einem Massaker während des Völkermordes in Ruanda. Der Mann - ein früherer Bürgermeister - habe seine Anhänger vor 20 Jahren zu dem Blutbad in der Ortschaft Kiziguro aufgestachelt und sich damit der Beihilfe zum Völkermord schuldig gemacht, urteilte das Oberlandesgericht am Dienstag. In Kiziguro waren 1994 mindestens 400 Menschen ums Leben gekommen.
Das Massaker wurde vor einem deutschen Gericht verhandelt, weil der Mann aus Ruanda geflohen war und 2002 in Hessen Asyl beantragt hatte. Der mit internationalem Haftbefehl aus Ruanda gesuchte Mann wurde nicht ausgeliefert, weil ein faires Strafverfahren in dem Staat als nicht gewährleistet gilt.
Der angeklagte Afrikaner nahm das Urteil regungslos auf. In einem der längsten Strafverfahren der hessischen Justizgeschichte hatte er stets seine Unschuld beteuert. Die Bundesanwälte warfen ihm dagegen vor, seine Autorität ausgenutzt zu haben. Während sie sich auf die Aussagen von 15 ruandischen Zeugen beriefen und eine lebenslange Haft forderten, plädierten die Verteidiger wegen widersprüchlicher Aussagen auf Freispruch.