Männlich, 60, am liebsten daheim

Wer kauft Thilo Sarrazins Buch? Eine Studie hat das untersucht – mit interessanten Ergebnissen.
von  Abendzeitung
Hat 1,2 Millionen Leser: Thilo Sarrazin
Hat 1,2 Millionen Leser: Thilo Sarrazin © dpa

MÜNCHEN - Wer kauft Thilo Sarrazins Buch? Eine Studie hat das untersucht – mit interessanten Ergebnissen.

Über 1,2 Millionen Menschen haben Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ bereits gekauft. Selten war ein Sachbuch in Deutschland so erfolgreich – und so umstritten. Inzwischen wird die 17. Auflage gedruckt. Nur: Wer sind die Käufer? Die „Süddeutsche Zeitung“ hat die Nürnberger „Gesellschaft für Konsumforschung “ (GfK) beauftragt, das herauszufinden. Was herauskommt, ist durchaus amüsant. Kaum verwunderlich: Fast 70 Prozent der Leser sind männlich. Zumeist haben sie sich das Buch selbst gekauft – oder bekamen es von Frauen mitgebracht. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist der Anteil der über 60-Jährigen überproportional vertreten, auch in der Schicht der 20- bis 29-Jährigen findet das Buch viele Käufer. Bei den Jüngeren dominieren die Besserverdiener.

Der ältere Käufer dagegen entstammt meist der Mittelschicht. Menschen in „einfacher Lage“ – darunter fallen auch Arbeitslose – zeigen wenig Interesse an „Deutschland schafft sich ab“. In der weiteren Analyse zeichnet die Umfrage ein interessantes Bild. „Beruflicher Erfolg“ steht zwar ganz oben. Das sagen 74 Prozent. Das Risiko aber scheuen sie, Abenteuer sind nicht ihr Ding. „In meiner Freizeit unternehme ich nicht viel“: Dieser Satz stößt auf große Zustimmung. Lieber daheimbleiben.

„Harmonisches Privatleben“ ist gefragt. Besonders wichtig: Die „Sauberkeit der Wohnung“. Veränderungen mag der Sarrazin-Leser nicht, er hält sich „lieber an alte Gewohnheiten“. Für Trends ist er nicht sonderlich empfänglich, ein Punkt überrascht aber: „Ich bin interessiert zu erfahren, was heutzutage so ,in’ ist.“ Dieser Satz stieß auf überdurchschnittlich viel Zustimmung. Sonderangebote sind nicht wichtig. „Ich habe finanziell in ausreichendem Maße für das Alter vorgesorgt“ wird öfter bejaht als im Durchschnitt.

Das „Leben in vollen Zügen genießen“? Nicht interessant. Dafür liest der Sarrazin-Käufer gerne Zeitung. Die linke „taz“, wen wundert’s, ist wenig gefragt, im Gegensatz zu der eher konservativen „Welt am Sonntag“ und der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Die „Bild“ liegt im Mittelfeld – und wird von Sarrazin-Lesern nicht öfter konsumiert als dem deutschen Durchschnitt. Im Fernsehen interessieren „Kabarett und Satiresendungen“ und „Boulevardstücke, Volks- und Bauern-Theater“. Ob sich Sarrazin das gewünscht hätte?

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